RoboCup 2008: Eröffnungsturnier in Magdeburg

Am kommenden Wochenende kämpfen in Magdeburg mehr als einhundert Nachwuchsteams um die Teilnahme an den diesjährigen RoboCup German Open. Den Besten winkt eine Reise zur RoboCup-WM in China.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

In Magdeburg eröffnet am kommenden Samstag (23. Februar) um 9:30 Uhr Oberbürgermeister Lutz Trümper die diesjährige RoboCup-Saison. Beim ersten von drei RoboCupJunior-Qualifikationsturnieren werden Jugendliche im Alter von 10 bis 19 Jahren in der Messehalle 2 versuchen, sich zunächst für die RoboCup German Open zu qualifizieren. Von dort aus könnte es dann weitergehen zur RoboCup-WM in China.

RoboCupJunior ist der Nachwuchswettbewerb der internationalen RoboCup-Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2050 mit humanoiden Robotern gegen den amtierenden FIFA-Fußballweltmeister zu gewinnen. Kinder und Jugendliche können in drei Ligen teilnehmen: RoboSoccer, RoboDance und RoboRescue. Die wiederum sind jeweils in zwei Altersstufen aufgeteilt, Primary (bis 14 Jahre) und Secondary (14 bis 19).

Bei RoboSoccer müssen Roboter konstruiert und programmiert werden, die einen infrarot leuchtenden Ball erkennen und ins gegnerische Tor befördern können. Die Robokicker treten einzeln oder in Zweierteams gegeneinander an.

RoboDance ist ein Wettbewerb, bei dem es gleichermaßen um kreativen Ausdruck wie technisches Verständnis geht. Die Teilnehmer gestalten mit den von ihnen gebauten Robotern eine Choreografie, in die zumeist auch Menschen einbezogen werden.

Für RoboRescue müssen die Schülerinnen und Schüler Roboter entwerfen, die einer schwarzen Linie auf dem Boden folgen können. Die Linie kann unterbrochen oder zugestellt sein. Strichmännchen symbolisieren menschliche Opfer und müssen von den Robotern erkannt werden.

RoboRescue erfordert den geringsten technischen Aufwand und gilt als Einsteigerliga. Manuela Kanneberg vom Institut für Verteilte Systeme der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, lokale Koordinatorin des Turniers, freut sich daher besonders, dass diese Liga mit etwa 60 Teams von insgesamt 114 ungewöhnlich stark besetzt ist. Es zeigt, dass die Attraktivität des RoboCup ungebrochen ist.

Auch Ansgar Bredenfeld, nationaler Koordinator der RoboCup-Turniere beim Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme in Sankt Augustin, sieht den RoboCup auf einem guten Weg. Die Steigerung der Teilnehmerzahl sei "unerwartet hoch" ausgefallen, sagt er. Insgesamt haben sich für die Junior-Turniere in Magdeburg, auf dem Nürburgring (1./2. März) und in Fürstenfeldbruck (15./16. März) fast 300 Teams angemeldet. "Es sind auch wieder Teilnehmer aus neuen Orten hinzugekommen", freut sich Bredenfeld.

Roboterturniere werden zunehmend als Instrument der Nachwuchsförderung erkannt. So berichtete das Wissenschaftsmagazin Science im vergangenen November über den erfolgreichen Einsatz von Robotern im Informatikstudium. Auch industrielle Sponsoren würden demnach mehr und mehr erkennen, wie sehr sich junge Menschen durch Roboter für mathematische, technische und naturwissenschaftliche Studiengänge begeistern ließen.

Was der Science-Artikel vornehmlich für die USA beschrieben hat, lässt sich auch in Deutschland beobachten. Hier zeigt sich das wachsende Interesse der Industrie unter anderem an der Einbettung der RoboCup German Open auf der Hannover-Messe. Nachdem das Turnier, mit dem sich europäische Senior-Teams auf die Weltmeisterschaft vorbereiten, 2007 erstmals im Rahmen der weltgrößten Industriemesse ausgetragen wurde, soll es in diesem Jahr noch enger mit dem Messegeschehen verzahnt werden. Vom 21. bis 25. April, also über die Dauer der gesamten Messe, werden die Roboter in Halle 25 unter einem Dach mit dem neuen Sonderausstellungsbereich "Mobile Roboter und Autonome Systeme" um den Titel kicken. Ein Forum begleitet die Veranstaltung mit Vorträgen, Demonstrationen und Diskussionen. Es wird eröffnet von Jürgen Leohold, dem Leiter der Konzernforschung bei Volkswagen.

Ein besonders populäres Exponat in Halle 25 wird "Stanley" sein, der VW Touareg, mit dem ein Team der Stanford University im Jahr 2005 die Darpa Grand Challenge, ein Wüstenrennen für autonome Fahrzeuge, gewann. Die RoboCup-Organisatoren haben mit diesem Repräsentanten eines anderen großen Roboterwettbewerbs kein Problem. Auch mit anderen Wettbewerben wie etwa der First Lego League gibt es keine Berührungsängste. "First Lego League und RoboCup stören sich nicht", sagt Bredenfeld. "Die Zielgruppen unterscheiden sich." Während für erstere das Höchstalter 16 Jahre betrage, könnten beim RoboCupJunior Jugendliche bis 19 Jahre teilnehmen. Vor allem aber biete der RoboCup durch die enge Anbindung an die Seniorligen eine weitergehende Perspektive. "Diese Kombination aus Nachwuchsförderung und High End Research", so Bredenfeld, "ist einzigartig." (Hans-Arthur Marsiske) /

Zu den Roboterfußball-Wettbewerben und der Robotik-Forschung siehe auch:

Siehe zu dem Thema Robotik auch das c't-Roboterprojekt:

RoboCup-WM 2008 siehe auch:

RoboCup-WM 2007 siehe auch:

RoboCup German Open 2007:

RoboCup-WM 2006:

RoboCup-WM 2005:

RoboCup-WM 2004:

(pmz)