RoboCup-WM 2008: Serviceroboter stellen sich vor

Die meisten Roboter bei der RoboCup-WM in Suzhou machen noch Testläufe, andere sind bereits heute in den Wettbewerb eingestiegen, darunter die Serviceroboter in der Liga RoboCup@home.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

RoboCup-WM 2008: Roboter stellen sich vor (6 Bilder)

RoboCup-WM 2008

Der Serviceroboter des japanischen Teams Er@sers überzeugte mit Mimik...

Ein bisschen trantütig kam er schon daher, der Haushalts-Roboter des Teams JiaoLong von der Shanghai Jiao Tong University. Mit eintöniger und viel zu leiser Stimme stellte er sich dem Publikum vor, das wohl nur deswegen nicht einschlief, weil der Auftritt strikt auf fünf Minuten begrenzt war. Der Roboter der Er@sers von der japanischen Tamagawa University und zwei weiteren Universitäten konnte mit seiner Mimik da schon eher punkten. Auch das Team b-it-bots aus Bonn hatte seinem Roboter eine recht witzige Performance einprogrammiert, bei der sich die Maschine über die Middleware beklagte, die ihr gelegentlich Kopfschmerzen bereite, oder mit dem Manipulatorarm auf den Not-Aus-Knopf deutete und sagte: "Ich könnte ihn jetzt auch selbst drücken, werde es aber nicht tun."

Die Vorstellungsrunde, mit der heute bei der RoboCup-WM in Suzhou der Wettbewerb für Serviceroboter in der Liga RoboCup@home eröffnet wurde, findet in dieser Form zum ersten Mal statt. Die Organisatoren der Liga greifen damit eine Idee auf, die ein Team im vergangenen Jahr für den freien Wettbewerb entwickelt hatte, bei dem die Roboter selbstgestellte Aufgaben bewältigen. "Diese Open Challenge ist für uns auch ein Reservoir neuer Ideen, mit denen wir den Wettbewerb weiterentwickeln", sagt Thomas Wisspeintner, der RoboCup@home gemeinsam mit Tijn van der Zant ins Leben gerufen hat.

Um sich dem Publikum vorzustellen, müssen die Roboter selbstständig vom Eingang der Arena ins Zentrum fahren, wobei sie zusätzliche Punkte sammeln können, wenn sie auch die Tür selbst öffnen. Ihre Performance wird dann hinsichtlich der Kriterien Beweglichkeit, Präsentationsfähigkeit und Erscheinungsbild beurteilt. "Wenn die Roboter im Haushalt assistieren sollen, müssen sie auch über ein angenehmes Äußeres verfügen", erklärt Wisspeintner. Die Jury besteht aus den Leitern der 14 teilnehmenden Teams. In den kommenden Tagen müssen die Roboter noch weitere Aufgaben bewältigen, die in einer Wohnumgebung anfallen können. Da hat der JiaoLong-Roboter dann Gelegenheit, den etwas verstolperten Auftakt wieder auszugleichen.

Ein anderer chinesischer Roboter dürfte weniger Probleme mit dem Gleichgewicht haben. Der humanoide Roboter der Teen-Size-Klasse vom Team Hephaestus (Tsinghua University, Peking) wurde bereits gestern, als er noch reglos an einem Gestell hing, wegen seines ausgereiften mechanischen Designs bewundert. Heute lief er testweise einige Schritte übers Spielfeld und wirkte auch dabei sehr sicher und kontrolliert. Entscheidend wird aber sein, wie er sich auf dem Spielfeld orientieren kann. Eine neue Aufgabe für die großen Teen-Size-Roboter besteht darin, von der Mittellinie zu starten, einen hinter ihnen liegenden Ball zu finden, ihn in die andere Hälfte zu dribbeln und von dort ins Tor zu kicken. Komplette Spiele wird es auch in diesem Jahr noch nicht geben, da das Risiko von Stürzen und entsprechend teuren Schäden zu groß ist.

Bei den kleineren Kid-Size-Robotern dagegen werden diesmal drei gegen drei spielen, was interessantere Begegnungen verspricht, zumal die Größe des Spielfeldes der Teen-Size-Klasse angeglichen wurde. Bei Testläufen des Weltmeisters NimbRo (Bonn/Freiburg) war schon zu sehen, dass deren Roboter noch schneller geworden sind.

Rennen und springen kann allerdings weiterhin keiner der humanoiden Roboter. Dafür wären grundlegende Veränderungen der Aktuatorik nötig, die immer noch auf Servomotoren und Seilzügen basiert. Einen Schritt in die Richtung ist das neue Team von Dutch Robotics gegangen. Es ist mit Teen-Size-Robotern nach Suzhou gekommen, in deren Seilzüge Federn integriert sind. Die dämpfen die Laufbewegungen und können die dafür erforderliche Energie teilweise zurückgewinnen. Die Niederländer folgen damit der Philosophie, die Bewegungskontrolle zum Teil vom Computer auf die Mechanik zu verlagern. Ob ihre Roboter diesmal schon am Wettbewerb teilnehmen werden, ist indes fraglich. Derzeit sind sie noch dabei, sie fertig zu montieren. Die Richtung, in die die weitere Entwicklung gehen muss, haben sie aber jedenfalls deutlich markiert.

Neu beim diesjährigen RoboCup ist auch, dass das wissenschaftliche Symposium parallel zum Wettbewerb stattfindet. Es wurde heute mit einem Vortrag von Jean-Guy Fontaine vom Istituto Italiano di Tecnologia zum Thema "From Tele-operation to Tele-cooperation with Humanoids" eröffnet. Im Zentrum stand die These, dass voll autonome Roboter aus ethischen Gründen nicht anzustreben seien, wohl aber "voll intelligente". Die müssten dann nicht mehr vom Menschen komplett kontrolliert werden, sondern könnten über die Distanz mit ihm kooperieren. Die Frage, welches Maß an Autonomie noch zulässig wäre und welches nicht mehr, stellte Fontaine nicht. Ebenso wenig berührte er das noch schwierigere Problem, wie ein solches Maß gesellschaftlich durchgesetzt werden könnte.

Bis Freitag finden täglich von 17:00 bis 19:30 Uhr weitere Vorträge und Diskussionen statt. In dieser Zeit ruht der Wettbewerb. Manchen Ligenleiter macht das schon jetzt nervös. "Da darf es keine Panne geben", stöhnt Jacky Baltes, der den Wettbewerb in der Humanoid League organisiert. "Ansonsten weiß ich nicht, wie in der knappen Zeit so viele Spiele stattfinden sollen."

Zur RoboCup-WM 2008 siehe auch:

(Hans-Arthur Marsiske) / (pmz)