RoboCup-WM: Die Endspiele

Sonntag war der Tag der Finalrunden beim RoboCup. Die Ergebnisse waren größtenteils erwartet, doch gab es im Spielverlauf die eine oder andere Überraschung.

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(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Lesezeit: 6 Min.
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  • Hans-Arthur Marsiske
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Das Endspiel der 3D Soccer Simulation League erfüllte alle Erwartungen an ein Finale. Magma Offenburg trat gegen FC Portugal an und schien gegen die dribbelstarken Spieler zunächst keine Chance zu haben. Schon nach 54 Sekunden kassierten die Offenburger den ersten Treffer nach dem schönen Alleingang eines portugiesischen Spielers. Mit dem 0:2 zeigte FC Portugal, dass sie auch weite, hohe Schüsse beherrschen. Die Spieler von Magma Offenburg dagegen konnten sich mit weiten Pässen immer wieder Chancen erarbeiten, waren auch zumeist schneller am Ball, weil sie schneller rannten, brauchten dann aber meistens zu lange, um zum Schuss zu kommen.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit gelang dann aber auf diese Weise doch der Anschlusstreffer. Zu Beginn der zweiten Halbzeit konnte sich dann ein Offenburger Spieler im Zweikampf durchsetzen und mit einem schrägen Schuss den Ausgleich erzielen. Bald darauf versenkte Portugal den Ball dann erneut im Offenburger Tor. Der Torwart sprang zwar in die richtige Ecke, aber nicht weit genug. In der verbleibenden Zeit traf Portugal noch einmal die Latte (oder den Pfosten, so genau lässt sich das nicht sagen) und Offenburg versuchte, das Spiel zu drehen, aber ohne Erfolg. FC Portugal ist in dieser Liga Weltmeister, nach einem bis zur letzten Sekunde spannenden Spiel.

Im Finale der Division B der Small Size League mussten sich die luhbots aus Hannover dem amtierenden Weltmeister RoboCIn aus Pernambuco in Brasilien mit 3:0 geschlagen geben. Aufgrund von Schwierigkeiten bei der Ballannahme gingen immer wieder wertvolle Sekunden verloren, um Gegentreffer zu erzielen. Unglücklich wirkten die Hannoveraner aber trotzdem nicht. Bei der zweiten Turnierteilnahme gleich den Vizeweltmeistertitel zu erringen, ist ja auch kein schlechtes Ergebnis.

Die Division B ist die Einsteigerliga der Small Size League, deren Spiele auf einem kleineren Spielfeld ausgetragen werden. In der Division A begegneten sich der amtierende Weltmeister TIGERs Mannheim und das Team ZJUNict aus Hangzhou in China – eines der wenigen Teams aus China, die in diesem Jahr zum RoboCup angereist sind.

Auch aus dem Iran sind diesmal auffallend wenige Teams vor Ort. Es ist unklar, ob sich hier bereits die Zuspitzung der weltpolitischen Lage auswirkt oder ob es doch eher daran liegt, dass die für die Visabeschaffung erforderlichen Einladungsbriefe von den Organisatoren des RoboCup zu spät verschickt wurden. Bisher war es stets ein besonderer Vorzug des RoboCup gewesen, dass sich Rivalitäten der Großmächte nicht auf die breite internationale Mischung bei diesem Turnier ausgewirkt haben und der Erfahrungsaustausch auch über politische Gegensätze hinweg möglich war. Es bleibt abzuwarten, wie sich das in den kommenden Jahren entwickeln wird.

In diesem Jahr hielten sich die Chinesen gut gegen die Mannheimer Tiger. Mehrfach rettete der Torwart im letzten Moment. Auch in der Verlängerung konnte keins der Teams ein Tor erzielen, sodass das Finale durch Strafstöße entschieden werden musste. „Darauf haben wir uns nicht vorbereitet“, stöhnte ein Teammitglied. Strafstoß bedeutet in der Small Size League, dass der Spieler zehn Sekunden Zeit hat, den Ball in Richtung Tor zu dribbeln und zu schießen. Die Mannheimer machten den Anfang, trafen. Der chinesische Roboter dribbelte zehn Sekunden, ohne zu schießen. Das wiederholte sich dreimal. Offenbar hatte das Team ZJUNict sich auch nicht auf diese Situation vorbereitet – was den Tigern erneut den Weltmeistertitel einbrachte.

Robo-Cup-WM Finale (8 Bilder)

Das Finale in der Small Size League zog sich aufgrund häufiger Spielunterbrechungen leider so sehr in die Länge… (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Auch in der Middle Size League gab es eine Entscheidung durch Strafstöße – oder auch nicht: Denn nach mehreren Strafstößen stand es im Spiel um den dritten Platz immer noch unentschieden. So wurde das französische Team RC Toulon aufgrund der Ergebnisse in der Vorrunde zum Sieger erklärt. Die unterlegenen Mitglieder des Teams LAR@MSL aus Portugal jubelten aber auch nicht gerade wie Verlierer.

Im Finale traf dann der Weltmeister Tech United auf das Team Falcons. Beide Teams sind in Eindhoven beheimatet, wo im kommenden Jahr auch die nächste RoboCup-WM stattfinden wird. Der erwartete Durchmarsch von Tech United blieb aus, die Falcons machten es dem Champion schwer, verteidigten sehr gut und zeigten immer wieder schöne Passkombinationen, mit denen sie den Ball auch zweimal über die gegnerische Torlinie brachten. Die Roboter von Tech United trafen allerdings sechsmal und sind damit erneut Weltmeister.

Das Endspiel in der Standard Platform League ging dagegen wie erwartet zu null aus, genauer: 9:0 für den amtierenden Weltmeister B-Human im Spiel gegen die HTWK Robots, die sich wacker schlugen, von ihren menschlichen Betreuern auch kräftig angefeuert wurden, aber im letzten Moment dann doch immer wieder scheiterten.

Auch in der Humanoid League siegten wieder die Favoriten: In der Adult Size trafen die Roboter des Teams NimbRo achtmal gegen die HERoEHS, die kein einziges Tor erzielen konnten. Das Finale in der Kid Size verlief spannender: Die CIT Brains konnten gegen Weltmeister Rhoban anfangs noch mithalten und auf 2:2 ausgleichen, mussten sich am Ende aber mit einem 2:5 geschlagen geben.

Für alle weiteren Ergebnisse in den anderen Ligen und Sub-Ligen, insbesondere auch RoboCup Junior, sei hier auf die RoboCup-Homepage verwiesen wie auch auf die Homepages der einzelnen Ligen. Nahezu alle Spiele sind im übrigen von Teammitgliedern auf Video aufgezeichnet worden und werden bald im Internet verfügbar sein. Es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen.

(rop)