Robophilosophy: Roboter und Religion

Seite 2: Gemischte Reaktionen in Deutschland

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In Deutschland dagegen ist der anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation vorgestellte Roboter BlessU-2 auf gemischte Reaktionen gestoßen. Das Online-Feedback sei zu hundert Prozent negativ gewesen, sagte Diana Löffler (Universität Siegen). Von den Personen, die sich vor Ort von dem Roboter hätten segnen lassen, hätten dagegen 51 Prozent die Erfahrung positiv bewertet, 29 Prozent neutral und lediglich 20 Prozent negativ.

Wir hätten doch auch keine Probleme mit einer gedruckten Bibel, lautete der Kommentar eines Besuchers. Warum Gott nicht auch in der Technologie präsent sein solle, fragte ein anderer. Der Roboter eröffne die Möglichkeit religiöser Kommunikation unabhängig von Autoritäten, sagte Ilona Nord (Universität Würzburg), und könne helfen, ein von dualistischen Polarisierungen dominiertes Weltbild zu überwinden. Sie plädierte dafür, Magie als integralen Bestandteil von Religion anzuerkennen.

Eine wichtige Aufgabe von Religion ist es, sich mit der Sterblichkeit des Menschen auseinanderzusetzen. Auch hier könnten Roboter zukünftig eine Rolle spielen. Zwei Konferenzbeiträge beschäftigten sich mit der Idee, Roboterkopien von verstorbenen Personen zu erschaffen, um den Trauerprozess der Angehörigen zu unterstützen. Bislang ist dieser Gedanke nur fiktional durchgespielt worden.

So bezogen sich Kirsten Brukamp (Evangelische Hochschule Ludwigsburg) und Frederieke Jansen (Utrecht University) beide auf die Episode „Be right back“ der TV-Serie „Black Mirror“: Darin wird von dem Liebespaar Martha und Ash erzählt. Nach Ashs Tod lässt Martha sich von einem Freund überreden, ihn digital wieder zum Leben zu erwecken, zunächst im Textchat, dann als Stimme am Telefon, schließlich als physischer Replikant. Martha reagiert darauf mit Trauer, Unglauben, Zweifel, Wut, Aggression, Ablehnung und innerer Zerrissenheit. Die Geschichte müsse ernst genommen werden, meint Brukamp, schließlich seien die Technologien für ihre Realisierung durchaus in Sichtweite.

Allerdings müsste dafür geklärt werden, wer die Rechte an den dafür erforderlichen, großenteils in Mediennetzwerken gespeicherten Informationen habe. Da für glaubhafte Replikanten zudem sehr intime Informationen erforderlich seien, sei auch die Privatsphäre gefährdet. Vor allem aber sei es fraglich, ob solche „Gedenk-Technologien“ den Trauerprozess überhaupt unterstützen könnten oder ihn nicht lediglich verlängerten. Der Film gibt eine klare Antwort: Martha kommt erst zur Ruhe, als der Roboter sich selbst zerstört.

(tiw)