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Roboter: Die Androiden des Hiroshi Ishiguro

Auf der CeBIT trat der Professor der Osaka Universität ohne sein Alter Ego auf. Er zeigte Wege auf, wie er mit seinen Androiden aus dem Uncanny Valley entkommen will.

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Die Androiden des Hiroshi Ishiguro

(Bild: heise)

Lesezeit: 3 Min.

Hiroshi Ishiguro gilt als der prominenteste Forscher zu Androiden in Japan. Er selbst hat einen Androiden als sein Ebenbild gebaut, der ihn manchmal auf Vorlesungen doubelt. Ishiguro sitzt dann in seinem Büro vor dem Rechner und steuert sein Alter Ego. "Schwierig wird es jedes Mal, wenn wir mit den Koffern des zerlegten Androiden durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen wollen", erklärte Ishiguro auf der CeBIT in Hannover.

Für ihn ist der Mensch das beste Interface um mit einem anderen Menschen zu kommunizieren. Inzwischen hat er es zu einer erstaunlichen Perfektion gebracht. Seine Androiden treten in Japan bereits in Fernsehshows auf und verkörpern verstorbene Berühmtheiten. "Die Androiden verleihen ihnen Unsterblichkeit und sind zuweilen populärer als die verstorbenen Vorbilder", erklärt Ishiguro.

Die Androiden des Hiroshi Ishiguro (12 Bilder)

Ishiguro baut inzwischen viele unterschiedliche Androiden und bringt sie auch auf die Bühne. In diesem Theaterstück spielt einer seiner Androiden mit. Allerdings steuert ihn keine KI, er spricht nur vorgefertigte Sätze.
(Bild: heise)

Doch so sehr er auf die Details bei den Bewegungen und den Gesichtszügen seiner Androiden achtet, hat er es bislang noch nicht geschafft, aus dem "Uncanny Valley" zu entkommen. "Besonders Kinder sind da misstrauisch und zurückhaltend." Deshalb untersuchte Ishiguro, auf welche Kernelemente er seine Androiden reduzieren kann, sodass sie noch immer ls "menschlich" wahrgenommen werden. Dazu reiche es bereits, wenn zwei von mehreren wichtigen Faktoren vorhanden sind. Beispielsweise Sprache und die Möglichkeit, die Androiden zu berühren.

Aus diesen Überlegungen entwickelte der Professor eine bewußt reduzierte Figur, die bezüglich ihres Alters und ihres Geschlechts indifferent ist. Menschen können sie als Mann oder Frau, als Kind oder Erwachsenen wahrnehmen. "Die Fantasie projiziert die fehlenden Details, und Mensch projizieren stets Figuren, die sie mögen," erläuterte Ishiguro. Daraus entwickelte er eine Smartphone-Hülle in Form einer Puppe, mit der Kinder kuscheln können. Eltern oder Lehrer können dann über das Smartphone mit dem Kind reden. Diese seien wesentlich aufmerksamer, als wenn man – beispielsweise in einer Grundschulklasse – direkt mit ihnen rede.

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Schwierig sei es, den Androiden soweit das Sprechen beizubringen, dass sie eigenständig Konversationen führen können. Hierzu gäbe es zwei Lösungsansätze: Über eine Auswertung realer Gespräche mittels "Big Data" könne man den Androiden beibringen, auf beliebige Gesprächsthemen zu reagieren. Allerdings könnten sie dann nur oberflächlichen Smalltak halten. Sollen sie tiefer in die Materie einsteigen, müssten Story-Writer und Autoren die möglichen Antworten und Diskussionsbeiträge vorformulieren, die dann über Entscheidungsbäume miteinander verknüpft werden. Das erlaube tiefere Gespräche, allerdings würden Androiden dann noch immer nicht ihren Sinn verstehen. Zudem seien die Themen beschränkt und könnten durch einen Menschen nicht einfach gewechselt werden.

Um den Gesprächen mehr Sinn zu geben, implementiert Ishiguro derzeit ein System, bei dem die Fragen und Antworten des Androiden von seinen Wünschen und Intentionen geleitet werden. Dazu zeigte er eine KI-gesteuert Konversation, die einer seiner Androiden auf dem SXSW-Festival in Austin-Texas hielt. In dem Gespräch pries der Android einem Menschen seine Qualitäten als Lehrer an und fragte den Menschen, ob er ihn nicht als Lehrer beschäftigen wolle. Als dieser mehrfach ablehnte reagierte der Android beleidigt und brach das Gespräch – das laut Ishiguro nicht gescripted war – ab. (hag)