Roboter-Falke kann Vogelschwärme auf Flughäfen vertreiben

Kann ein Roboter-Falke besser Vögel auf Flughäfen vergrämen als ein Quadcopter? Ja, haben niederländische Forscher herausgefunden.

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Der RobotFalcon am Boden (li.), in der Luft (re. ob.) und bei der Vergrämung (re. unt.).

(Bild: Rolf F. Storms u. a.)

Lesezeit: 4 Min.

Ein internationales Forscherteam hat zusammen mit der niederländischen Luftwaffe einen Roboter-Falken mit der Bezeichnung "RobotFalcon" entwickelt, der Vogelschwärme auf Flughäfen vergrämen kann. So sollen Kollisionen von Flugzeugen mit Vögeln vermieden und die Flugsicherheit bei Starts und Landungen erhöht werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Drohnen, die dazu eingesetzt werden, funktioniere der ferngesteuerte Roboter-Falke effektiver. Bei den Vögeln würde dann auch kein Gewöhnungseffekt eintreten.

Der Roboter-Falke ist mehr eine Drohne in Falkengestalt, wie aus der wissenschaftlichen Studie "Deterrence of birds with an artificial predator, the RobotFalcon" hervorgeht, die im Journal of the Royal Society Interface veröffentlicht wurde. Der aus Glasfaser und Epoxidharz gefertigte Falke hat eine Spannweite von 70 cm und wiegt 250 g. Zwei Elektromotoren mit Luftschrauben treiben ihn an. Die Flügel schlagen nicht, anders als bei dem ähnlichen Robird-Projekt, das bereits 2016 angestoßen wurde.

Nach Angaben der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler habe man sich gezielt für eine starre Flügelkonstruktion entschieden, um möglichst viel Flugstabilität zu erhalten. Damit der Falke auch wie einer aussieht, hat man ihm ein Airbrushfinish verpasst, sodass er einem Wanderfalken gleicht. Diese Vögel jagen ausschließlich Vögel im freien Luftraum und eignen sich daher als abschreckender Jäger für kleine und mittelgroße Vögel. Deshalb werden an einigen Flughäfen auch Falkner mit diesen Jagdvögeln eingesetzt. Allerdings ist dies aufwendiger und teurer als einen künstlichen Vogel einzusetzen. Autonom fliegt der RobotFalcon allerdings nicht. Zwei Piloten steuern ihn abwechselnd. Eine Front-Kamera ermöglicht den Blick aus der Falkenperspektive.

Getestet hat das Wissenschaftsteam den RobotFalcon auf Feldern im niederländischen Workum. Dabei imitierten die Piloten den Vogelflug eines Falken. Rund 34 Tage wurde der künstliche Vogel eingesetzt, um am Boden ruhende Vögel zu vergrämen. Zum Vergleich ließen sie einen DJI Mavic Pro Quadcopter aufsteigen. Dabei folgten sie dem Zufallsprinzip, wann der RobotFalcon oder die Drohne eingesetzt wurde. Eine Vergrämungsaktion galt als erfolgreich, wenn der Schwarm außer Sichtweite gejagt worden war – eine Entfernung von etwa einem Kilometer. Die Forschenden wählten unterschiedliche per GPS überwachte Höhen beim Anflug, um festzustellen, welche Höhen sich besonders gut für die Vergrämung eigneten.

Das Verhalten der Vögel wurde bei dem gesamten Vergrämungsprozess aufgezeichnet und die Dauer der Rückkehr der Vögel in das Versuchsgebiet erfasst. Alle Vogelschwärme wurden vom RobotFalcon innerhalb von fünf Minuten erfolgreich vergrämt. Bei 50 Prozent der Flüge waren die Felder innerhalb von 70 Sekunden frei von Vögeln. Die Drohne hatte eine schlechtere Bilanz: Nach fünf Minuten waren nur 80 Prozent der Felder von den Vögeln befreit, die Hälfte der Felder nach 100 Sekunden.

Auch bei einzelnen Vogelarten verzeichnete der Roboter-Falke ein besseres Ergebnis: Rabenvögel und Möwen verscheuchte er schneller als die Drohne. Stare vergrämten beide in etwa gleich schnell. Die Fluchtmuster bei Vogelschwärmen waren allerdings deutlich ausgeprägter, wenn der RobotFalcon auf Jagd ging – besonders, wenn er sich ihnen aus der Höhe näherte, dem natürlichen Jagdmuster eines Wanderfalken.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass dieselben Vogelschwärme auch über Wochen immer wieder von dem falschen Falken vergrämt werden konnten und im Gegensatz zur Drohne kein Gewöhnungseffekt einsetzte.

Zusätzlich verglich das Wissenschaftsteam den Erfolg des Roboter-Falken mit den Methoden, Notrufe von Vögeln abzuspielen sowie durch Pyrotechnik zu vertreiben. Beides wurde über mehrere Jahre auf dem Luftwaffenstützpunkte Leeuwarden praktiziert und dokumentiert. Im Vergleich dazu überzeugte der künstliche Falke durchgängig mit längeren Abschreckzeiten über alle Vogelarten hinweg.

Zur Vergrämung größerer Vögel wie etwa Gänse oder Reiher ist der RobotFalcon jedoch nicht geeignet, räumt das Forschungsteam ein. Auch benötigt es versierte Piloten, um ihn zu steuern. Zusätzlich können durch die eingeschränkte Batterielaufzeit nur Flüge von je 15 Minuten am Stück durchgeführt werden. Um den Einschränkungen zu begegnen, denken die Forscher darüber nach, einen größeren Roboter-Raubvogel in Gestalt eines Adlers einzusetzen, der auch größere Vögel abschrecken könnte.

(olb)