Roboterwettbewerb Enrich 2023: Roboter im AKW Zwentendorf

Der Roboterwettbewerb Enrich im österreichischen AKW Zwentendorf hat begonnen. Neu ist die Kategorie zur Erstellung digitaler Umgebungs- und Strahlungskarten.

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Der Veranstaltungsort der Enrich 2023: das AKW in Zwentendorf.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

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  • Hans-Arthur Marsiske

Wer auf dem Donauradweg von Passau nach Wien unterwegs ist, muss sich fünfzig Kilometer vor dem Ziel auf einen ungewöhnlichen Anblick gefasst machen. Am rechten Flussufer ragt dort ein hässlicher, grauer Betonwürfel aus der ansonsten recht lieblichen Landschaft hervor, der so gar nicht zu den schmucken Schlössern, Klöstern und Burgruinen passt, die bis dahin die Strecke gesäumt haben: das Atomkraftwerk Zwentendorf.

Hier findet in dieser Woche zum vierten Mal der Roboter-Wettbewerb Enrich statt, der sich den Umstand zunutze macht, dass dieser Siedewasserreaktor zwar fertig gebaut, aber nie in Betrieb genommen wurde. Denn während der vierjährigen Bauzeit hatte sich in der Bevölkerung Widerstand gegen das Projekt formiert und eine Volksabstimmung darüber erzwungen. Das Ergebnis, das am 5. November 1978 bekannt gegeben wurde, lautete: 49,53 Prozent dafür, 50,47 Prozent dagegen. Knapp 30.000 Stimmen hatten den Unterschied gemacht und dafür gesorgt, dass Österreich in die zivile Nutzung der Kernenergie gar nicht erst einstieg.

Heute dient das AKW Zwentendorf als Trainingsumgebung für Reparaturen, Notfalleinsätze und den Rückbau, als Technikmuseum, Veranstaltungsort – und eben auch als Testarena für Rettungsroboter. Deren Aufgabe wird es sein, radioaktive Strahlungsquellen aufzuspüren, die zuvor von Spezialisten des Österreichischen Bundesheeres versteckt wurden, und deren Position in mithilfe der Roboter erstellten dreidimensionalen Karten zu markieren. Außerdem sollen die Roboter ihre Manipulationsfähigkeiten unter Beweis stellen, indem sie die Ventile von Rohren schließen, in denen sie radioaktive Flüssigkeit entdeckt haben. Und schließlich soll getestet werden, inwieweit die Roboter in der Lage sind, verletzte Personen (dargestellt durch Puppen) zu finden und zu bergen.

Erstmals gibt es in diesem Jahr einen eigenen Wettbewerb für fliegende Roboter (UAV), die digitale Umgebungs- und Strahlungskarten erstellen sollen. Von den insgesamt fünfzehn teilnehmenden Teams haben sich allerdings nur zwei für diese Spezialkategorie angemeldet. Das Team Tiers von der finnischen University of Turku hat außerdem noch den ersten Laufroboter mitgebracht, der bei der Enrich zum Einsatz kommt. Das österreichisch-deutsche Team flyby dagegen, eine Kooperation der Vereine der Vereine robo4you und addi, nimmt nur mit Flugrobotern teil: einem großen Hexakopter für die Kartenerstellung und ein bis drei kleineren Quadrokoptern, die die Kommunikation inmitten der meterdicken Stahlbetonmauern des Reaktorgebäudes aufrechterhalten sollen.

Roboterwettbewerb Enrich 2023 (5 Bilder)

Erstmals wird bei der Enrich ein Laufroboter zeigen, wie gut er die verschachtelten Räume des AKWs erkunden kann. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Beide Teams nehmen zum ersten Mal an der Enrich teil. Daneben gibt es noch weitere Neulinge, etwa das Team Capra, das mit seinem kettengetriebenen Roboter Markhor aus Kanada angereist ist. Wettbewerbsleiter Frank Schneider vom Fraunhofer FKIE wertete bei seiner Eröffnungsansprache dies als Zeichen, dass der Wettbewerb, der als wahrscheinlich einziger weltweit die Möglichkeit bietet, mit radioaktiven Strahlungsquellen in einer realen Umgebung zu arbeiten, nach wie vor gesund ist.

(olb)