Robotik-Wettbewerb MBZIRC: Drohnen im Wüstenwind

Favoriten waren auf dem Robotik-Wettbewerb noch nicht deutlich zu erkennen. Dafür zeichnete sich ab, wer für alle Teilnehmer ein schwieriger Gegner werden könnte: der Wind.

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Robotik-Wettbewerb MBZIRC: Drohnen im Wüstenwind

(Bild: heise online / Hans-Arthur Marsiske)

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  • Hans-Arthur Marsiske
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Bevor es morgen ernst wird beim Roboterwettbewerb Mohamed Bin Zayed International Robotics Challenge, kurz MBZIRC, in Abu Dhabi, hatten die Teams am Mittwoch noch einmal Gelegenheit, ihre Systeme auf dem Wettkampfgelände zu testen. Favoriten waren dabei noch nicht deutlich zu erkennen. Dafür zeichnete sich ab, wer für alle Teilnehmer ein schwieriger Gegner werden könnte: der Wind.

Für Donnerstag und Samstag würden starke Winde erwartet, hieß es bei der Sicherheitseinweisung, ohne die niemand das Gelände betreten darf. Aber auch mit dem eher mäßigen Wind heute hatten insbesondere kleinere Drohnen schon sichtlich Probleme. Das Team MASKOR von der FH Aachen hat sich daher entschlossen, die dritte Aufgabe, bei der verschiedene farbig markierte Objekte eingesammelt und an einen vorgegebenen Ort transportiert werden sollen, manuell zu bewältigen. Schließlich müssen die Flugroboter diese vergleichsweise kleinen Ziele sehr genau ansteuern. "Ein menschlicher Operator kann die Turbulenzen besser ausgleichen als ein autonomer Roboter", sagt Teamleiter Stephan Kallweit. "Die Punktabzüge dafür nehmen wir in Kauf."

Gewinnen lässt sich der Wettbewerb auf diese Weise nicht. Aber für die Aachener steht ohnehin der Gewinn an Erfahrung und Wissen im Vordergrund. Ein Robotersystem zu einem festgelegten Zeitpunkt zuverlässig zum Laufen zu bringen ist halt eine andere Herausforderung als ein Laborexperiment, bei dem der Forscher die Bedingungen kontrolliert und es so oft wiederholen kann, bis es funktioniert.

Robotik-Wettbewerb MBZIRC: Drohnen im Wüstenwind (9 Bilder)

Landen sollen die Flugroboter auf einem Fahrzeug, das von einem Menschen  gesteuert wird.
(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Etwas Enttäuschung ist Kallweit dennoch anzumerken, wenn er von einer Unklarheit im Regelwerk berichtet, die jetzt die Chancen seines Teams mindern: "Wir sind davon ausgegangen, dass bei den Größenvorgaben für die Flugroboter die Rotorblätter mitgemessen werden. Deswegen haben wir nur unsere kleineren Drohnen mitgebracht, die deutlich windempfindlicher sind als die großen." Eine kleine Unstimmigkeit bei einem Roboterwettbewerb, dessen Organisation ansonsten von Kallweit wie auch von anderen Teilnehmern sehr gelobt wird. Bis zur nächsten MBZIRC in zwei Jahren dürfte sie beseitigt sein.

Dann macht sich auch Grzegorz Granosik mehr Hoffnungen, sich mit seinem Team Raptors von der polnischen Lodz University of Technology weiter vorne platzieren zu können. "Wir haben vor allem Schwierigkeiten mit der Autonomie", sagt er. Bisher hätten sie vornehmlich an Wettbewerben für ferngesteuerte Roboter teilgenommen. Die Teammitglieder kämen vorrangig aus den Ingenieurswissenschaften, seien vertraut mit Elektronik, Maschinenbau oder Automatisierung, hätten aber bislang noch wenig Erfahrung mit der Programmierung.

Gleichwohl sind die Anforderungen an die Autonomie bei der MBZIRC noch begrenzt. Vieles ist den Teilnehmern im voraus bekannt, etwa die Größe der Wettkampffelder (90 m × 60 m für die Flugroboter, 60 m × 60 m für die Bodenroboter) oder des Armaturenbretts, an dem ein Ventilschaft mit einem Schraubenschlüssel einmal um 360° gedreht werden soll. Auch die Landefläche auf dem Fahrzeug, auf dem eine Drohne sicher landen soll, ist klar definiert: ein 150 cm × 150 cm großes Quadrat, markiert durch zehn Zentimeter breite, schwarze Linien, in dem wiederum ein von einem Kreis (Durchmesser: 100 cm) umfasstes Kreuz aufgemalt ist. Das Fahrzeug fährt auf einem 3 m breiten, durch weiße Linien markierten Pfad in Form einer acht, die ersten acht Minuten mit 15 km/h, dann sieben weitere Minuten mit 5 km/h.

Aber dann ist da eben noch der Wind. Der macht nicht nur den Flugrobotern zu schaffen, sondern sorgt auch dafür, dass die Schraubenschlüssel, die lose an dem Armaturenbrett aufgehängt sind, hin und her pendeln. Das erschwert sowohl das Erkennen als auch das korrekte Greifen des richtigen Schlüssels. Bei den Testläufen, die wir heute beobachten konnten, kam das Team NimbRo der Universität Bonn am besten mit dieser Aufgabe zurecht. Aber das muss noch nichts heißen. Es sind Tests, bei denen die Teams wichtige Daten sammeln, sich aber nicht unbedingt in die Karten gucken lassen. Wie beim Fußball gilt auch bei Roboterwettbewerben: Entscheidend ist auf'm Platz. Bei der MBZIRC sind das sogar drei Plätze, auf denen Donnerstag ab acht Uhr die Roboter zeigen müssen, wie gut sie mit den Aufgaben zurechtkommen – auch wenn mal kräftig der Wüstenwind weht. (anw)