Rocket Factory erklärt Grund für Raketenexplosion, Jungfernflug verschoben

Rocket Factory Augsburg hat erste mögliche Ursachen für den explosiven Raketentest auf den Shetlandinseln genannt und den Jungfernflug erneut verschoben.

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Rendering einer Rakete von Rocket Factory

Ein Rendering einer gestarteten Rakete von Rocket Factory.

(Bild: Rocket Factory Augsburg AG)

Lesezeit: 3 Min.

Nach einer ersten Auswertung von Videoaufnahmen und zusätzlicher Daten zu dem zerstörerischen Feuerausbruch bei der Zündung der Triebwerke der ersten Stufe der Kleinrakete RFA One vorige Woche in Schottland hat die Rocket Factory Augsburg (RFA) erste Einblicke in die technische Analyse, vorläufige Schlussfolgerungen und die geplanten nächsten Schritte gegeben. Der Plan für Montag habe gelautet, die große Raketenstufe zum ersten Mal mit allen neun Motoren in Betrieb zu nehmen, erklärte Stefan Brieschenk, Chief Operating Officer (COO) und Mitbegründer von RFA, am Freitag in einem Social-Media-Video. Bei einem der acht Motoren, die erfolgreich gezündet hatten, sei jedoch eine "sehr ungewöhnliche" Anomalie aufgetreten: "Es handelte sich höchstwahrscheinlich um ein Feuer in der Sauerstoffpumpe", fuhr der promovierte Weltraumforscher fort. "Das ist wirklich schwer einzudämmen."

Der Test sei für 35 Sekunden geplant gewesen, berichtete Brieschenk. Das Feuer habe sich rasch auf benachbarte Triebwerke ausgebreitet. Trotz einer Notabschaltung scheine es so, "dass alles, was danach folgte, einfach nicht auf diesen umfangreichen Schaden durch diesen Sauerstoffbrand in der Turbopumpe ausgelegt war". Ein in dem Videomaterial zu sehender Feuerstrahl, der seitlich aus der Rakete austritt, deute auf ein beschädigtes Treibstoffverteilersystem hin, bei dem es kein Zurück mehr gegeben habe. Der kompromittierte Motor habe Kerosin herausgedrückt. Dies habe letztlich zum Zusammenbruch der gesamten ersten Stufe geführt.

Der Großteil der Motoren sei nicht mehr vorhanden, führt Brieschenk aus. Die Feuerlöschanlagen seien während des "sehr wichtigen Tests" offenbar nicht auf das Großfeuer ausgerichtet gewesen, räumt er ein. Das direkte Unterstützungssystem an der Rampe für den Start sei zusammengebrochen. An der restlichen Infrastruktur der Basis seien aber keine großen Schäden entstanden. Das Design an sich sei zwar gut gewesen, doch das gesamte Startsystem "müssen wir neu aufbauen", betonte der Insider. "Es war die erste Rampe, die wir gebaut haben." Für die nächste Version gebe es bereits mehr als 100 Verbesserungsvorschläge. Man werde auf jeden Fall ein anderes Gerüst errichten und die Feuerlöschanlagen erweitern. Hauptziel bleibe es, Nutzlasten mit kleinen Satelliten vor allem zur Erdbeobachtung und Kommunikation in den Orbit zu bringen.

Das Unglück ereignete sich bei Vorbereitungen für den Jungfernflug des dreistufigen Flugkörpers des Ablegers des Bremer Raumfahrtkonzerns OHB, der noch in den nächsten Wochen vom SaxaVord Spaceport auf den Shetlandinseln aus erfolgen sollte. Zunächst war sogar Ende 2023 als Starttermin im Gespräch, später Anfang August. Nun kommt es zu weiteren Verzögerungen. Ein RFA-Sprecher erklärte gegenüber SpaceNews: "Wir werden dieses Jahr keine weitere erste Stufe zünden und der erste Testflug wurde ebenfalls auf nächstes Jahr verschoben." Bei der Mission sollte es sich um den ersten vertikalen Start in die Umlaufbahn von britischem Boden aus handeln, doch europäische Konkurrenten wie Orbex und Skyrora könnten nun schneller sein.

(olb)