Roman Rudolf löst Gerhard Hundt an der Avnet-Spitze ab

Mit Beginn des kommenden Geschäftsjahres am 1. Juli 2011 rückt Roman Rudolf auf den Posten des Geschäftsführers von Avnet Technology Solutions Deutschland. Damit findet die schon Anfang vergangenen Jahres gestartete Suche nach einem Nachfolger für Gerhard Hundt ein Ende. Nach mehr als 16 Jahren in der Branche hatte Hundt im Februar 2010 angekündigt, sich zurückziehen zu wollen – er werde jedoch künftig "auf Teilzeitbasis verschiedene EMEA-Projekte für Avnet durchführen". Nachdem der Distributionskonzern vor wenigen Wochen erst über einen Wechsel an der Unternehmensspitze in den USA informierte, sorgt die Berufung von Rudolf nun auch hierzulande für Kontinuität. Denn wie Hundt ist Rudolf ebenfalls ein langjähriger Avnet-Manager, der seit 12 Jahren in unterschiedlichen Führungspositionen im Konzern tätig ist.

Als Geschäftsführer von Avnet TS rückt Rudolf zudem in das europäische Management-Team und berichtet künftig direkt an Graeme Watt, Präsident Avnet Technology Solutions EMEA. "Mein Ziel ist es, unseren Fachhandelspartnern neue Absatzchancen in neuen Märkten zu ermöglichen", betont Rudolf anlässlich seiner Berufung. Dabei verfolge Avnet nicht nur die Expansion in neue vielversprechende Technologiefelder, sondern auch der Vorstoß in neue geografische Märkte werde weiter konsequent verfolgt. Anlässlich der Bekanntgabe guter Quartalzahlen im Februar 2011 hatte der noch amtierende CEO Roy Vallee explizit auch weitere Akquisitionen nicht ausschließen wollen. Die Integration der letzten großen Übernahme, Bell Microproducts, stehe kurz vor der Vollendung.

"Distribution ist der Kampf um Erträge im Nachkommabereich"

"Ich mache es noch bis zum Sommer. Dann ist definitiv Schluss". Hinter diese Aussage setzte Gerhard Hundt im Gespräch mit heise resale drei symbolische Ausrufezeichen. Denn eigentlich sollte er schon längst das tun, was er nun ab 1. Juli tun wird: Nicht mehr im operativen Geschäft tätig sein, sondern als Berater für Avnet Projekte begleiten. Aber was habe ihn nun fast ein Jahr lang länger in der Geschäftsführungsetage in Nettetal gehalten? Für Hundt habe das vor allem zwei Gründe gehabt: "Die Bell-Übernahme hat uns doch sehr in Anspruch genommen. Da mussten viele organisatorischen Dinge in die richtigen Bahnen gelenkt werden". So unter anderem die Integration des Bell-Geschäftes in die IT-Strukturen der Avnet oder auch die Überführung des Bell-Lagers in Poing bei München ins Avnet-Zentrallager in Belgien. Außerdem sei es nicht leicht gewesen, den richtigen Kandidaten für die ATS-Geschäftsführung zu finden. "Es gibt nicht viele Manager, die einen größeren Value Add Distributor führen können", begründet Hundt die lange Suche. Zumal sich potenzielle Kandidaten für eine Führungsposition in der Distribution im Klaren darüber sein müssen, dass die Umsatzrenditen deutlich niedriger sind als bei Herstellern: "Distribution ist der Kampf um Erträge im Nachkommabereich."

Denn das VAD-Geschäft, und da lässt Hundt keinen Zweifel aufkommen, sei nun mal ein "anderes Business als Volumendistribution". Anders als bei den Broadlinern müsste bei Value Add in Lösungen und nicht in Produkten gedacht werden. "Darum glaube ich auch nicht, dass die Volumendistributoren in absehbarer Zeit das komplette Value-Geschäft übernehmen können, wenn auch manch ein Kollege dies immer wieder behauptet." Für den scheidenden ATS-Chef werde Value Add immer komplexer, erfordere nach wie vor viel Spezialisteneinsatz. "Wir verkaufen nicht nur einen Server, sondern verkaufen vor allem die Lösung." Da sei vor allem auch sehr enge Partnerschaft mit den Kunden nötig. (Wolfgang Kühn) / (map)