Rückenwind für Offshore-Windkraft: Nordseeländer vereinbaren massiven Ausbau

Energieinseln, mehr Vernetzung und große Ausbauziele: Die Ergebnisse des Nordsee-Gipfels in Belgien sollen der Auftakt zu einem Großprojekt sein.

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(Bild: Bild: Damiano Buffo/ Shutterstock)

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Neun Nordseeanrainer-Staaten haben während einer Zusammenkunft in Belgien einen massiven Ausbau der Offshore-Windenergie beschlossen. Bis zum Jahr 2030 soll die installierte Leistung auf rund 120 Gigawatt erhöht werden, bis zum Jahr 2050 sogar auf 300 Gigawatt. Dies vereinbarten die Staats- und Regierungschefs und die Energieminister in dieser Woche während des Gipfels in Ostende. Die Nordsee soll laut Erklärung das "grüne Kraftwerk Europas" werden. Die unterzeichneten Erklärungen sehen ferner das Errichten von Energieinseln und das Erzeugen "grünen" Wasserstoffs vor.

Mit den Ausbauzielen übertrifft das neue Abkommen nach nur etwas mehr als einem halben Jahr eine vorangegangene Einigung, die im September 2022 in Dublin erzielt wurde. Seinerzeit war von 76 GW bis 2030 und 260 GW bis 2050 die Rede. Zum Vergleich: Die drei zum 15. April in Deutschland abgeschalteten letzten Kernkraftwerke hatten jeweils eine Leistung von etwa 1,4 bis 1,5 Gigawatt. Im September 2022 waren nach Auskunft der Deutschen Windguard GmbH Offshore-Windkraftanlagen installiert, die insgesamt rund 7,8 GW Strom produzierten.

An dem Nordsee-Gipfel nahmen Deutschland, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Norwegen, Irland, Großbritannien, Frankreich und Luxemburg teil, obwohl letztgenanntes Land gar nicht an der Nordsee liegt. Luxemburg will die Pläne aber mit seinen Mitteln unterstützen. Auch die EU-Kommission und Unternehmensvertreter aus den verschiedenen Ländern waren zugegen. Die Staaten setzen sich auch für neue Strommarktregeln auf Ebene der Europäischen Union ein, um den Windstrom effektiv zu integrieren. Sie planen zudem gemeinsame Projekte und eine faire Kosten-Nutzen-Teilung. Deutschland, Dänemark und die Niederlande unterzeichneten eine konkrete Vereinbarung, um Offshore-Windparks mit einer Leistung von 10 Gigawatt gemeinsam voranzubringen.

Kooperation und Ausbau sollen auch die Versorgungssicherheit erhöhen. Statt für jeden neuen Windpark eine eigene Leitung zur Küste zu verlegen, sollen künftig künstliche Inseln, sogenannte Hubs, eine zentrale Rolle spielen und die Einspeisung bündeln. Es ist geplant, diese Hubs und Windparks miteinander zu vernetzen, um dieses Netz für den internationalen Stromtransport zu verwenden.

Laut der Erklärung wollen sich Belgien, Dänemark, Deutschland und die Niederlande bemühen, bis Mitte der 2030er-Jahre das erste zusammenhängende System von Energieinseln und -clustern in der Nordsee zu entwickeln. Deutschland will zudem großangelegte Demonstrationsprojekte für die Offshore-Wasserstofferzeugung aus erneuerbaren Energien mit einer Gesamtkapazität von einem Gigawatt entwickeln.

Eine Vereinbarung dreht sich darum, die Speicherung von Kohlendioxid in geologischen Formationen unter der Nordsee besser zu koordinieren. Dies sei ein Beitrag zur Dekarbonisierung und der angestrebten Klimaneutralität. Auch Offshore-Solaranlagen sind Gegenstand der Abkommen. Hier soll die Entwicklung der Technologie beobachtet werden. Dort, wo es möglich und notwendig ist, sollen die Voraussetzungen für großangelegte Testprojekte geschaffen werden. Offshore-Solaranlagen werden als Ergänzung zu den Windparks angesehen, die dazu beitragen können, einen gleichmäßigeren Energiefluss im Offshore-Netz zu ermöglichen.

(mki)