Rücktritt von Präsident Ed Zander setzt Sun unter Druck

Etliche Branchenexperten zweifeln daran, ob Sun-Chef Scott McNealy in der Lage ist, die Geschäfte in einem kritischen Geschäftsklima alleine zu führen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der überraschende Rücktritt von Sun-Präsident und -COO Ed Zander hat Sun Microsystems an der Börse unter Druck gesetzt. Die Aktie des kalifornischen Computerherstellers gab am Mittwoch (Ortszeit) in New York um 15 Prozent auf 6,97 US-Dollar nach, nachdem Zander angekündigte hatte, seinen Posten als leitender Geschäftsführer (COO) und Präsident von Sun zum 1. Juli zu verlassen. Zu Beginn des Handels in New York am heutigen Donnerstag Vormittag (Ortszeit) war die Stimmung gegenüber dem Konzern anfangs unentschieden: Erst erholte sich der Kurs leicht und stieg um 0,14 Prozent auf 6,98 US-Dollar; bis kurz nach 10 Uhr New Yorker Zeit die Aktie dann aber wieder um 0,29 Prozent auf 6,95 US-Dollar fiel.

Da vorläufig kein Nachfolger von Zander benannt wurde, zweifeln etliche Branchenexperten nun daran, ob Firmenchef Scott McNealy in der Lage ist, die Geschäfte von Sun in einem kritischen Geschäftsklima alleine zu führen. McNealy, Erzfeind von Microsoft und nie um harsche Worte gegen den Softwarekonzern aus Redmond verlegen, gilt als der kreative und visionäre Kopf an der Spitze des Netzcomputer-Herstellers; Zander dagegen wurde ein Großteil des operativen Erfolgs des Unix- und Server-Spezialisten zugeschrieben. "Zander geht hervorragend mit Kunden um und spielt oft die Rolle des Yin zu McNeallys Yang", sagte Analyst Steve Milunovich von Merill Lynch gegenüber dpa. "Zander ist viel pragmatischer und weniger visionär. Sun braucht zurzeit beides."

Zander ist der dritte hochrangige Manager, der den Computerkonzern innerhalb von drei Wochen verlässt. Vergangene Woche hatte bereits der langjährige CFO Michael Lehman seinen Rücktritt zum 1. Juli angekündigt. Zuvor hatte John Shoemaker, Abteilungsleiter der Computer-Systems-Sparte seinen Abschied für den Juli bekanntgegeben. Shoemaker war seit 1990 bei Sun tätig. Sun musste auch im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs bei gleichbleibendem Umsatz rote Zahlen melden, konnte die Verluste allerdings gegenüber dem Vorquartal reduzieren. Über die Zukunft der Firma zeigten sich Management und Börsianer schon bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für das dritte Quartal uneins: Während Sun selbst davon sprach, im vierten Quartal wieder in die Gewinnzone zu kommen, gehen Analysten weiter von Verlusten aus. (jk)