Ruhm und Elend beim OpenOffice

Das Dateiformat der Bürosuite OpenOffice, Open-Source-Variante von Suns StarOffice 6, soll zum Standard-Dateiformat aller Anwendungen der ebenfalls quelloffenen Suite KOffice für die KDE-Bedienoberfläche werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 629 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Das Dateiformat der Bürosuite OpenOffice, Open-Source-Variante von Suns StarOffice 6, soll zum Standard-Dateiformat aller Anwendungen der ebenfalls quelloffenen Suite KOffice für die KDE-Bedienoberfläche werden. Das unter den Fittichen der Organization for the Advancement of Structured Information Standards (OASIS) standardisierte Format beruht auf komprimierten XML-Dateien und erleichtert den Austausch aller Inhalte eines Dokuments -- Text ebenso wie Gliederungspunkte und Metadaten -- mit anderen Programmen. Die Entscheidung der KDE-Entwickler verbessert die Aussichten der gesamten Open-Source-Gemeinde, dass sich ein einheitliches Dokumentenformat etabliert, und dürfte zugleich eine Bestätigung der OpenOffice-Entwickler darstellen, die sich das XML-Dateiformat schon sehr frühzeitig auf die Fahnen geschrieben haben.

Weniger rühmlich geht die Portierung des OpenOffice auf den Macintosh vonstatten. Zwar gibt es seit Jahresanfang eine Programmversion für Mac OS X, doch stößt diese Variante offenbar nicht auf sehr viel Gegenliebe. OpenOffice für Mac integriert sich nämlich nicht in die Apple-eigene Bedienoberfläche Aqua, sondern läuft nur unter einem gesondert zu installierenden X11-Grafikserver. Der sehnliche Wunsch zahlreicher Mac-Benutzer nach einem "aquatisierten" OpenOffice erfuhr einen herben Rückschlag, als das Projekt verkündete, die Entwicklungsarbeiten an einer solchen Version würden erst nach dem Erscheinen von OpenOffice 2.x beginnen, das für Anfang 2005 eingeplant ist. Demnach würde es mit OpenOffice für Aqua kaum etwas vor Anfang 2006 werden.

Diese Aussichten riefen postwendende Reaktionen auf den Plan: Das Magazin Register zitiert Dan Williams, einen der OpenOffice-Mac-Entwickler, mit Kritik an den OpenOffice-Koordinatoren und einem flehenden Hilferuf an die Netzgemeinde, man möge sich doch an den Anpassungsarbeiten beteiligen. Einerseits scheint das Problem darin zu liegen, dass OpenOffice ohne Aqua-Unterstützung kaum Aufmerksamkeit unter Mac-Benutzern erregt und bislang nur zwei Freiwillige an den Anpassungen arbeiten. Williams wäre nach eigenen Worten schon glücklich, wenn ihm Freiwillige das Beantworten von Forumsanfragen abnähmen, damit er die Hände frei fürs Programmieren bekommt. Auf der anderen Seite empfindet er aber die Sun-Betreuer des OpenOffice-Projekts als "nicht ganz produktiv", weil sie im Anschluss an das als Release Candidate 3 vorliegende OpenOffice 1.1 bis zur Version 2.0 ausschließlich kleinere Bugfixes planen. Williams wünscht sich ein Zwischenrelease 1.5, in dem sich etwa schon im Jahr 2004 Fortschritte nicht nur für Macs, sondern auch für die Windows- und Linux-Plattform manifestieren könnten.

Suns Produktmanager Irwin Tenhumberg bestätigte, sein Brötchengeber stelle keine zusätzliche Manpower für die Mac-Anpassungen zur Verfügung, im Übrigen sei die OpenOffice-Entwicklung tatsächlich auf 18-Monats-Zyklen programmiert. Aus der Hamburger StarOffice-Codeschmiede waren bislang noch keine weiteren Äußerungen zu dieser Situation zu erhalten, es wäre aber nicht verwunderlich, wenn allein die Nachfrage zu einem Überdenken der Haltung beitrüge. (hps)