Rundgang Art Karlsruhe

"Mit Leidenschaft für die Kunst" lautet das Motto der zehnten Art Karlsruhe. Am Start sind 220 Galerien, wir haben uns in einem ersten Rundgang einige Fotografie-Highlights angesehen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dr. Jürgen Rink
  • mit Material der dpa
Inhaltsverzeichnis

Die Kunstmesse Art Karlsruhe zeigt bei ihrer zehnten Auflage bis zum Sonntag rund 15.000 Kunstwerke. Sie werden in vier Hallen von 220 Galerien aus 13 Ländern präsentiert. Die Spanne reicht von der klassischen Moderne bis zu aktuellen Werken.

Kunst werde oft nur als renditeträchtige Kapitalanlage gehandelt, die Art wolle dagegen das Interesse an Bildern, Skulpturen und Fotografien wecken, sagte Initiator und Kurator Ewald Karl Schrade am Rande der Eröffnung am Mittwoch. Er rechnet mit bis zu 50.000 Besuchern.

Bei einem ersten Rundgang zeigte sich, dass Fotografie im Vergleich zu den Messen vergangener Jahre einen deutlich größeren Stellenwert bekommen hat. So organisierte die Art anlässlich des zehnten Geburtstags eine Sonderausstellung mit knapp 200 Fotos der französischen Bildreporterin Gisèle Freund (1908 bis 2000). Bekannt wurde sie vor allem mit ihren Fotos von Künstlern wie Simone de Beauvoir, James Joyce und Alberto Giacometti. Ebenfalls auf der Messe zu sehen sind Fotografien etwa von Herlinde Koelbl, Dirk Brömmel, Igor Schneebeli oder J Henry Fair, dessen Projekt Industrial Scars c't Digitale Fotografie bereits 2010 vorstellte.

Dirk Brömmel (Stand-Nr. H2/D08) hat eine One Artist Show bei der Galerie Baumgarten. Er zeigt Schiffe von oben, vom kleinen thailändischen Boot bis zur 350 m langen Queen Mary. Für die Draufsicht nimmt er auf einer Brücke sehr viele Fotos auf und setzt sie anschließend digital zusammen. So kommt auch die Wasserfläche zustande, die mit dem Original nichts mehr zu tun hat, sondern eingefärbt ist. Vor allem große Schiffe sieht man normalerweise nicht von oben, insofern zeigt Brömmel hier mit dem Perspektivwechsel vom Normalen überraschende Ansichten. Und mit dem Trick, aus unzähligen Fotos ein Digitalbild zusammen zu setzen, ist er in bester Gesellschaft, man kann das als einen Trend unter den digitalen Fotografen bezeichnen.

Dirk Brömmel zeigt Schiffe von oben.

(Bild: Dirk Brömmel )

Igor Schneebeli (Stand-Nr. H2/D19) zeigt Schwarzweiß-Aufnahmen von Landschaften. Oft ist es neblig, den Werken haftet etwas Mystisches an, besondern wenn sie wie hier bei der Galerie Rigassi an drei Wänden zusammenhängen. Die besondere Bildwirkung erzielt Schneebeli durch das Trägermaterial Baryt Ivory, das die zarten Grautöne ganz besonders hervorzaubert.

Igor Schneebeli zeigt Schwarzweiß-Aufnahmen von Landschaften.

(Bild: Igor Schneebeli )

Ilse Haider (Stand-Nr. H2/D06) projiziert Porträt-Fotos auf ein Korbgeflecht, das mit einer Fotoemulsion eingestrichen ist. Ähnlich wie ein Fotoabzug entwickelt sie das Porträtfoto auf das Geflecht. Nur von vorne erkennt man das Porträt, je weiter man sich von der Draufsicht seitlich wegbewegt, desto eher nimmt man die Geflechtstruktur, das Material, wahr und das Foto ist nicht mehr zu erkennen (siehe Video). Damit schafft Haider ein Bewegtbild, in dem ein Foto versteckt ist. Faszinierend und je nach Standpunkt immer wieder neu zu entdecken.

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Ganz hinten in Halle 4 versteckt sich ein Bild von J Henry Fair ( Stand-Nr. H4/N11). Die Galerie Judith Andreae stellt eines seiner Deepwater Horizon-Bilder aus, mit dem er auf die Umweltkatatstrophe vor den USA mit der BP-Bohrinsel aufmerksam macht. Fair gelingt das Kunststück, Galerie-kompatible Kunst zu erschaffen, die gleichzeitig einen klaren umweltpolitischen Standpunkt hat.

Die Art Karlsruhe hat ihre Tore noch bis zum 10. März geöffnet. Zu den kommenden Höhepunkten der Messe zählen die beiden Preisverleihungen: Der Hans Platschek-Preis für Kunst und Schrift wird heute um 17 Uhr im Foyer Ost vergeben. Am 8. März, ebenfalls um 17 Uhr, wird im Foyer Ost der gelungenste Messeauftritt mit dem Art-Karlsruhe-Preis ausgezeichnet. (keh)