Russischer IT-Branche winkt Freistellung vom Militärdienst

Der Kreml will viele IT-Fachkräfte vom Militärdienst freistellen. Das soll die IKT-Infrastruktur stützen und den Wegzug ins Ausland bremsen.

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Alte Kanone

(Bild: Maxim Gaigul/Shutterstock.com)

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Russland stellt sich auf einen längeren Ukraine-Krieg ein. Zahlreiche Maßnahmen sollen die Unterstützung des eigenen Volkes und das Funktionieren von Militär, Wirtschaft und Verwaltung sichern. Die Sanktionen des Westens treffen nicht zuletzt die russische IKT-Infrastruktur (Informations- und Kommunikations-Technik). Ohne Nachschub dürfte Speicherplatz bald knapp werden, Telekommunikationsnetze unzuverlässig werden.

Einen Hinweis darauf, dass sich Russlands Regierung auf einen langen Konflikt einstellt, mögen die Sonderkonditionen sein, die sie der IKT-Branche bietet: Fortan soll es 80 Prozent Co-Finanzierung für bestimmte neue IKT-Projekte geben. Darüber hinaus können sich IKT-Firmen Bürgschaften für Kredite sichern, deren Zinsfuß auf drei Prozent begrenzt ist. Angesichts enormer Inflation und eines Zentralbank-Zinssatzes von stolzen 20 Prozent ist das Geld für die Unternehmen also praktisch gratis zu haben.

Besonders attraktiv dürfte die geplante Befreiung vom Militärdienst sein: Sie soll für alle Mitarbeiter von Firmen gelten, die Hardware, Software oder Telekommunikationsausrüstung herstellen, und außerdem für alle Mitarbeiter anderweitig systemrelevanter IKT-Firmen. Das geht aus einer Mitteilung auf der Website des IT-Ministeriums der Russischen Föderation vom Montag hervor (aus Deutschland nicht erreichbar).

Absolventen einschlägiger Studienrichtungen müssen ebenfalls nicht in den Ukraine-Krieg ziehen, wenn sie binnen eines Jahres nach Abschluss einen Arbeitsplatz in einem begünstigten Betrieb finden. Diese Maßnahme dürfte nicht zuletzt dazu gedacht sein, das Absetzen von Fachkräften ins Ausland zu verhindern.

Sie wissen, dass sie im Ausland relativ einfach gut bezahlte Arbeit finden würden oder sich selbstständig machen könnten. Gleichzeitig versuchen manche westlichen IKT-Firmen, ihre Mitarbeiter aus russischen Standorten in Sicherheit zu bringen. Die Deutsche Telekom hat schon im Februar in Erwägung gezogen, das Telekom-Personal eines Sankt Petersburger Software-Standortes abzuziehen. Konzernchef Tim Höttges hoffte damals auf spezielle Visa, wollte das aber für jeden Beschäftigten individuell regeln.

(ds)