Russland erwägt Einführung des Kryptorubels

Die staatenlosen, dezentralen Kryptowährungen sehen viele Zentralbanken als Ärgernis. Russland will Berichten nach lieber eine eigene Kryptowährungen unter behördlicher Kontrolle schaffen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 57 Kommentare lesen
Russland erwägt Einführung des Kryptorubels

Der russische Rubel – vielleicht auch bald als Kryptogeld in Ihrem Internet.

Lesezeit: 3 Min.

Die russische Regierung plant offenbar die Einführung einer nationalen Kryptowährung. Präsident Wladimir Putin soll die Einführung eines solchen Kryptorubels genehmigt haben, zitiert die russische Wochenzeitung Argumenty i Fakty den Kommunikationsminister Nikolai Nikiforow. Demnach soll die Einführung relativ zügig erfolgen. "Wenn wir es nicht tun, dann werden es in den nächsten zwei Monaten unsere Partner in der eurasischen Wirtschaftsunion machen“, erklärte Nikiforow demnach.

Ein offenes, dezentrales System wie etwa der Bitcoin soll es dem Bericht zufolge aber nicht werden. Nutzer könnten sich also nicht selber an der Geldschöpfung beteiligen, indem sie dem Netzwerk ihren Rechner als Miner zur Verfügung stellen. Das System soll unter Kontrolle der Behörden liegen – genannt werden dafür laut Bericht von Sputnik-News die Zentralbank, das Finanzministerium und die Finanzaufsicht. Ein Tausch gegen normale Rubel sei jederzeit möglich. Der Behördenzugriff erleichtere dann auch die steuerliche Abrechnung – für Kursgewinne sei beim Kauf und Verkauf ein Satz von 13 Prozent Einkommenssteuer angedacht.

Aus dem Plan folge aber auch keine Legalisierung des Bitcoin und anderer Kryptowährungen in Russland, betonte Nikiforow. Genauere technische Details sind noch nicht bekannt. Interessant dürfte die Frage sein, wie viel finanzielle Privatsphäre den Nutzern dann noch gegenüber den Kontrollorganen des Kryptorubels gewährt wird. Die Technik der Kryptowährungen wird häufig mit anonymen Transaktion in finsteren Winkeln des Internets assoziiert – mit den richtigen Stellschrauben lässt sich aber genauso gut eine Währung mit gläsernen Nutzern und transparenten Geldflüssen erzeugen.

Bislang hatten eher kritische Äußerungen von russischen Offiziellen zu Kryptowährungen Schlagzeilen gemacht, so hatte der Vize-Chef der russischen Staatsbank eine Blockade von Online-Börsen für den Kryptogeldtausch gefordert. Wie das Handelsblatt schreibt, soll sich Kreml-Chef Putin bei einer Regierungssitzung vergangene Woche aber dafür stark gemacht haben, die Technik unter staatliche Hoheit zu stellen. „Der Staat übernimmt die Regulierung der Emissionen von Kryptowährungen, ihr Mining und den Umlaufprozess. Der Staat muss das alles unter seine Kontrolle nehmen“, führte Finanzminister Anton Siluanow laut Bericht den Gedanken aus.

Auch eine „patriotische“ Unternehmergruppe namens Avanti hatte sich in einen offenen Brief an die Regierung gewandt. Ihre Forderung: Nur eine russische Kryptowährung legalisieren und keine solchen Währungen aus dem Ausland zulassen.

Diskussionen über solche nationale Kryptowährungen gibt es nicht nur Russland. In Estland hat etwa der Leiter des dortigen E-Residency-Programms vorgeschlagen, ein staatliches Initial Coin Offering mit eigenem Kryptogeldtoken namens Estcoin zu veranstalten. In Großbritannien hatten Forscher einen Konzept für den RSCoin vorgelegt, ein Kryptogeld unter Kontrolle der Zentralbank. (axk)