Aufs Drama folgt die Demokratie: Rust-Projekt organisiert sich neu

Ein Leadership Council soll die Organisation der Programmiersprache Rust grundlegend ändern und so die Belastung senken und mehr Transparenz bringen.

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Das Rust-Projekt, das hinter der Entwicklung der zunehmend populären Programmiersprache steckt, will sich intern neu organisieren. Dazu hat eine Gruppe führender Projektmitglieder einen "RFC on Governance" bei Github veröffentlicht. Die zentrale Neuerung soll ein neu zu gründendes Leadership-Council sein.

Sollte der Vorschlag des Planungsgremiums umgesetzt werden, beerbt das neue Leadership Council (Führungsrat) das bisherige Core-Team. Das soll letzterem in der Projektarbeit entlasten, aber auch für mehr Transparenz sorgen. Das bisherige Organisationsmodell des Rust-Projekts stammt aus dem Jahr 2015 – dem Jahr der Abkapselung von Mozilla. Es sah bislang weitreichende Verantwortungen beim Core Team vor, das diejenigen Probleme, die nicht einem der anderen Projekt-Teams zugeordnet wurden, identifizieren und auch selbst lösen musste. Dieser hohe Arbeitsaufwand habe bei einigen zu "Burnout" geführt, wie dem RFC zu entnehmen ist. Das neue Leadership Council soll sich künftig stattdessen darauf konzentrieren, anfallende Aufgaben zu identifizieren, diese dann aber an passende Teams delegieren.

Möglich machen soll das die Zusammensetzung des neuen obersten Rust-Rats: Er soll sich aus Vertreterinnen und Vertretern der einzelnen Entwicklungsteams zusammensetzen, die diese jeweils intern bestimmen können. Entscheidungen soll der Rat dann einstimmig treffen. Weitere Aufsichtsmechanismen für den Rat, das Moderations-Team und die Projekt-Teams sollen sicherstellen, dass sich die Macht über das Projekt nicht wie bislang an einer Stelle ballt. Mit-Autor des RFC Josh Triplett – Language Team Lead bei Rust – verglich das vorgeschlagene Organisationsmodell gegenüber dem IT-Newsportal The Newstack gar mit der US-Verfassung und deren "checks and balances".

Beteiligt an der Erstellung des neuen Rust-Governance-Modells waren neben Triplett aus dem Core-Team des Projekts auch Jonathan Turner, Mark Rousskov, Ryan Levick und Jane Losare-Lusby. Auch das Moderations-Team aus Khionu Sybiern und Joshua Gold hat an dem Dokument mitgearbeitet – in diese Rolle kamen die beiden erst Ende 2021, nachdem die bis dahin tätigen Moderatoren geschlossen ihre Arbeit niedergelegt hatten. Damals beschwerten sich die ehemaligen Rust-Moderatoren vor allem über die unklaren Zuständigkeiten im Projekt. Das brachte unter anderem die neue Governance-Struktur ins Rollen.

Das RFC richtet sich hauptsächlich an die am Rust-Projekt Beteiligten. Es wurde bereits von rund 20 Teamleiterinnen und -leitern, wie auch dem bisherigen Core Team ratifiziert, das damit freiwillig aus seiner bisherigen Funktion zurücktritt.

(jvo)