Ryzen 4000: AMDs Achtkern-Prozessoren für Notebooks im Detail

Seite 2: Ryzen 9 für Notebooks

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Während die U-Modelle für flache und mobile Notebooks gedacht sind, will AMD mit Ryzen 4000 auch wieder bei leistungsstarken Gaming-Notebooks mitspielen. Dafür gibt es die H-Serie der Prozessoren mit ebenfalls bis zu acht Kernen, aber dank 45 statt 15 Watt erlaubter Abwärme höherer Performance. Anders als bei der U-Serie hat AMD noch keine konkreten Benchmark-Ergebnisse veröffentlicht – hier müssen wir also noch auf Notebooks warten.

In Ergänzung zum bisherigen H-Sortiment aus Ryzen 5 und Ryzen 7 wird es erstmals auch Ryzen-9-Modelle geben. Wie bei Ryzen 7 sieht AMD acht Kerne vor, die allerdings etwas höher getaktet sind. Dass nur bei den Ryzen 9 die interne GPU alle Shader-Kerne nutzen kann, ist praktisch irrelevant: In vielen Notebooks wird ihr mindestens eine dedizierte Mittelklasse-GPU mit ungleich höherer 3D-Leistung zur Seite stehen.

AMD Ryzen 4000 für Notebooks
Modell Kerne / Threads Takt / Turbo GPU TDP
Ryzen 9 4900H 8 / 16 3,3 / 4,4 GHz Vega8 45 W
Ryzen 7 4800H 8 / 16 2,9 / 4,2 GHz Vega7 45 W
Ryzen 5 4600H 6 / 12 3,0 / 4,0 GHz Vega6 45 W
Ryzen 9 4900HS 8 / 16 3,0 / 4,3 GHz Vega8 35 W
Ryzen 7 4800HS 8 / 16 2,9 / 4,2 GHz Vega7 35 W
Ryzen 5 4600HS 6 / 12 3,0 / 4,0 GHz Vega6 35 W
Ryzen 7 4800U 8 / 16 1,8 / 4,2 GHz Vega8 15 W
Ryzen 7 4700U 8 / 8 2,0 / 4,2 GHz Vega7 15 W
Ryzen 5 4600U 6 / 12 2,1 / 4,0 GHz Vega6 15 W
Ryzen 5 4500U 6 / 6 2,3 / 4,0 GHz Vega6 15 W
Ryzen 3 4300U 4 / 4 2,7 / 3,7 GHz Vega5 15 W

Um auch vergleichsweise dünne oder kompakte Notebooks mit viel Rechenleistung zu ermöglichen, sieht AMD die von den H-Prozessoren abstammenden HS-Modelle vor. Sie haben identische (Ryzen 5, Ryzen 7) oder ähnliche (Ryzen 9) Taktraten, sind allerdings auf 35 Watt Abwärme ausgelegt.

AMD stellt den OEMs die HS-Modelle nur unter Auflagen bereit, die das jeweilige Notebook erfüllen muss. An konkreten Kriterien dieses HS-Programms hat AMD bislang unter zwei Zentimeter Gehäusedicke und über 10 Stunden Akkulaufzeit genannt – letzteres aber nicht beim Zocken, sondern beim Abspielen von Videos. Darüber hinaus soll es noch weitere Kriterien wie "selektierte Komponenten" geben, die bislang allerdings noch nicht näher spezifiziert wurde. Möglicherweise stehen diese auch noch nicht in allen Einzelheiten fest. Bislang gibt es mit dem Asus Zephyrus G14, einem 14-Zöller mit zusätzlicher GeForce-RTX-GPU, jedenfalls nur genau ein solches Notebook – und Asus hat nach auf der CES getätigten Aussagen sechs Monate Exklusivität auf die HS-Baureihe.

Eine TDP-Abweichung nach oben hin ist ebenfalls nur in speziellen Fällen vorgesehen, nämlich wenn im Notebook auch ein zusätzlicher Grafikchip der Radeon-5000M-Serie steckt. Dann sollen der Power-Management-Controller die thermische Belastung des Kühlsystems koordinieren und CPU oder GPU dynamisch mehr zugestehen, wenn es die aktuelle Auslastung erfordert und das Kühlsystem noch nicht am Anschlag läuft. AMD nennt den Regelkreis SmartShift, das erste damit ausgestattete Notebook wird der 15,6-Zöller Dell G5 SE werden. Er soll frühestens Mitte 2020 erscheinen.

Den restlichen Bestandteilen des Renoir-SoC wurde hauptsächlich Feinschliff zuteil. So gibt es nun zwar je vier PCIe-Lanes und USB-Ports mehr, doch an den Fähigkeiten – PCIe 3.0 beziehungsweise 10-GBit/s-USB (alias USB 3.x Gen2 alias SuperSpeedPlus) – hat sich nichts geändert. Diese Entscheidungen sind nachvollziehbar: PCIe 4.0 bringt in Mobilgeräten kaum einen Nutzen, verbrät aber ungleich mehr Energie. USB 3.2 Gen 2x2 oder gar das auf Thunderbolt 3 basierende USB 4 kamen wiederum erst nach 2017, sodass sie noch gar nicht implementiert werden konnten. Möchte ein Notebook-Hersteller dies, muss er auf Zusatz-Controller zurückgreifen.

Umgekehrt ist im SoC weiterhin ein SATA-Controller enthalten – für günstigen Massenspeicher in Low-End-Notebooks. AMD rechnet allerdings damit, dass in absehbarer Zeit auf NVMe umgeschwenkt wird und der SATA-Controller damit obsolet wird. Das lässt spekulieren, dass SATA bei einem sicherlich bereits in Arbeit befindlichen Renoir-Nachfolger nicht mehr enthalten sein wird.

Notebooks mit AMD Ryzen 4000 (6 Bilder)

Lenovo Yoga Slim 7 (Ryzen 4000U)
(Bild: Lenovo)

Während bislang gerade einmal eine Handvoll an Notebooks mit Ryzen-4000-Prozessoren angekündigt wurden, sollen laut AMD bis Jahresende über 100 Modelle erscheinen. Ob diese Prognose zu halten sein wird, hängt nicht nur vom weiteren Verlauf der Coronaviruspandemie ab, sondern auch davon, wie viele Prozessoren AMD an die OEMs liefern kann. Denn obwohl Intels anhaltende Lieferprobleme inzwischen altbekannt sind, konnte AMD daraus kaum Profit schlagen: Die Ryzen-Lieferungen sind von langfristigen Lieferverträgen mit TSMC abhängig, und die wurden vor geraumer Zeit und offensichtlich eher konservativ ausgehandelt. In absoluten Stückzahlen liefert Intel immer noch weitaus mehr Prozessoren an die Notebook-Hersteller als AMD.

Insofern wird es spannend zu sehen, in welchen Marktsegmenten die versprochenen Notebooks zu finden sein werden und ob AMD womöglich auch Einzug in mobile Vorzeige-Flaggschiffe wie Apples MacBooks, Dells XPS 13, HPs Spectre- und Elite-Notebooks oder Lenovos ThinkPad-X1-Familie halten kann. Bislang sind diese Edel-Laptops inklusive ihrer bisher gezeigten 2020er-Neuauflagen vollständig in Intel-Hand. Nicht einmal Microsoft hat den Lieferantenwechsel bislang vollständig gewagt, sondern verkauft die 15-Zoll-Variante des Surface Laptop 3 in je einer AMD- und Intel-Variante – und das, obwohl AMD hierfür mit den von der 3000er-Generation abgeleiteten Ryzen Surface Edition sogar exklusive CPU-Varianten springen ließ.

Hinweis: AMD hatte den Autor zum Ryzen Mobile Tech Day nach Austin eingeladen und die Reisekosten übernommen. (mue)