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Ryzen AI Max: AMD tritt mit dicker integrierter GPU gegen Apples M4 Pro an

Die SoCs der Prozessorfamilie Ryzen AI Max heben die Leistungsfähigkeit von integrierten Grafikeinheiten auf einen Level, den es Windows-Geräten noch nicht gab.

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(Bild: AMD)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Florian MĂĽssig

Der Begriff "integrierte Grafikeinheit" geht in der Windows-Welt seit Jahren mit der Konnotation einher, dass 3D-Spiele nur mit eingeschränkten Grafikeinstellungen laufen – falls überhaupt. Das liegt daran, dass es bislang nur vergleichsweise schwache Varianten gab, sodass für eine hohe 3D-Performance eine zusätzliche GPU erforderlich war. Es hängt aber nicht per se an der Bauart: Apples Mobilprozessoren der Ausbaustufen Pro, Max und Ultra enthalten starke integrierte GPUs, und auch Spielkonsolen wie Playstation 5 und Xbox Series X haben starke Grafikeinheiten, die im jeweiligen System-on-Chip (SoC) stecken.

AMD lässt zur CES 2025 nun das erste Ryzen-SoC vom Stapel, das in dieselbe Richtung geht: Die unter dem Codenamen Strix Halo entwickelte Baureihe trifft man im Handel als Ryzen AI Max an. Das Package kombiniert zwei CPU-Chiplets à acht Zen-5-Kerne mit einem SoC-Chiplet, in dem 40 Compute Units (CUs) beziehungsweise 2560 Shader-Kerne der Grafikarchitektur RDNA 3.5 stecken. Um sie mit Daten zu füttern, hat Strix Halo ein doppelt so breites Speicherinterface wie üblich, nämlich 256 Bit ("Quad-Channel"). Selbstverständlich greifen auch die CPU-Kerne darauf zurück. Zum Vergleich: Die normalen Ryzen AI 300 begnügen sich mit 1024 Shadern.

Was Strix Halo tatsächlich zu Boden bringt, ist derzeit noch unklar. In vorab verteiltem Material waren keine konkreten Benchmark-Ergebnisse enthalten, sondern nur relative Prozentangaben mit wechselnden Gegenstücken: Für 3D-Benchmarks hatte AMD Intels (klar schwächeren) Core Ultra 200V auserkoren und für CPU-Benchmarks Apples M4 Pro. Von CPU-Vergleichen mit stärkeren Intel-CPUs oder 3D-Balkendiagramme gegen Nvidia-GPUs wie GeForce RTX 4050/4060 fehlte leider jede Spur. In der Praxis wird es aber wohl sowieso darauf ankommen, was die Notebookhersteller daraus machen. Grundsätzlich erlaubt AMD jedenfalls den weiten TDP-Bereich von 45 bis 120 Watt, was massive Auswirkungen auf die Performance hat.

Die ersten Geräte mit Ryzen AI Max kommen von HP und Asus.

(Bild: AMD)

Zu den ersten Geräten mit Ryzen AI Max wird das ROG Flow Z13 von Asus gehören, ein Tablet im Stile des Surface Pro. Den 2022er-Vorgänger hat Asus bereits mit 14-Kern-CPU und GeForce RTX 4070 bestückt, doch letztere wurde dabei sehr untertourig gefahren: Die GPU lieferte dort merklich weniger 3D-Leistung ab als der gleiche Chip in Gaming-Notebooks mit ausladenden Kühlsystemen. HP sieht Ryzen AI Max wiederum nur für Workstations vor, will mit dem kompakten Notebook ZBook Ultra G1a und dem Mini-PC Z2 Mini G1a aber gleich zwei Strix-Halo-Geräte bringen. Details zu hiesigen Preisen und konkreten Ausstattungsvarianten liegen uns bislang nicht vor. Zur Verfügbarkeit gibt AMD bloß grob eine Spanne zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2025 an.

Ryzen AI Max (Strix Halo) enthält wie Ryzen AI 300 (Strix Point) einen KI-Beschleuniger (Neural Processing Unit, NPU), der Microsofts Anforderung für das Marketing-Label Copilot+ und die damit verbundenen KI-Funktionen von Windows 11 erfüllt. Allerdings waren letztere Geräte, die schon vor einem halben Jahr angekündigt wurden, bislang kaum verfügbar und sehr teuer (und Strix Halo dürfte zweifelsohne darüber liegen).

ModellĂĽbersicht der Ryzen AI Max.

(Bild: AMD)

Zur CES kommt nun die Mainstream-Variante Krackan Point (in der Gerüchteküche früher als Kraken Point bezeichnet), die günstigere Notebooks ermöglichen soll. Die Chips laufen wie Strix Point in der Familie Ryzen AI 300 – aber nicht mehr nur als Ryzen AI 9 mit bis zu 12 Kernen, sondern als Achtkerner Ryzen AI 7 350 und Sechskerner Ryzen AI 5 340.

ModellĂĽbersicht der kleineren Ryzen AI 300.

(Bild: AMD)

Wir gehen davon aus, dass sich die Verfügbarkeit von Notebooks mit Ryzen AI 300 nun insgesamt verbessern wird: Strix Point und Krackan Point teilen sich die gleiche Plattform (FP8). Diese war bislang allerdings limitiert: Alle bisherigen Strix-Point-Geräte haben nämlich aufgelöteten LPDDR5-Speicher; erst mit Krackan Point ist die Firmware so weit, auch gesteckte DDR5-SO-DIMMs zu akzeptieren. Einige Notebookhersteller mussten darauf warten und können ihre Geräte mit wechselbarem RAM erst jetzt marktreif machen – selbst wenn darin dann ein eigentlich schon ein halbes Jahr alter Strix-Point-Zwölfkerner zum Einsatz kommt.

Unterhalb der CPUs, die dank leistungsstarker NPU für Copilot+ taugen, hatte AMD bislang Ryzen-Prozessoren mit 8000er-Modellnummern im Portfolio. Diese bekommen im 2025er-Refresh hauptsächlich neuen Namen: Sie laufen fortan als Ryzen 200. Der Namenszusatz "AI" fehlt, da die ältere NPU nicht für Copilot+ taugt und sie bei manchen Ryzen-3- und Ryzen-5-Varianten obendrein deaktiviert wird.

AMDs Prozessorfamilie Z2 kommen in Gaming-Handhelds zum Einsatz.

(Bild: AMD)

Ein weiterer Ableger dieser älteren Chipgeneration ist die Z2-Familie, die für die vergleichsweise neue Produktkategorie der Gaming-Handhelds gedacht ist. Konkret stellt AMD Neuauflagen von Asus' ROG Ally, Lenovos Legion Go und Valves Steam Deck in Aussicht. Neu ist, dass es im Vergleich zur Z1-Generation nun drei Chip-Varianten gibt: Z2 Extreme als Vollausbau, Z2 mit reduzierter Anzahl an Grafikkernen und neue Z2 Go mit zusätzlich auf vier Kerne halbierter CPU.

Ăśbersicht der Neuauflage Ryzen 200.

(Bild: AMD)

Die AnkĂĽndigung erfolgt im Rahmen der Tech-Messe CES 2025. Heise Medien ist offizieller Medienpartner der CES 2025.

(mue)