SAP-Chef Plattner tritt zurück

Hasso Plattner, Mitgründer und Vorstandschef des Softwarekonzerns SAP, hat am Donnerstag seinen Rücktritt erklärt. Künftig wird der zweite Co-Vorstandssprecher Henning Kagermann das Unternehmen allein führen.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Hasso Plattner, Mitgründer und Vorstandschef des Softwarekonzerns SAP, hat am Donnerstag nach einer Aufsichtsratssitzung seinen Rücktritt erklärt. Wie der Weltmarktführer für betriebswirtschaftliche Standardsoftware am Donnerstag in Walldorf mitteilte, wird künftig der zweite Co-Vorstandssprecher Henning Kagermann (55) das Unternehmen allein führen.

Plattner soll auf der Hauptversammlung am 9. Mai in das Kontrollgremium gewählt werden und den Vorsitz im Aufsichtsrat von seinem Weggefährten Dietmar Hopp (62) übernehmen. Der Rückzug des 59-jährigen Diplomingenieurs Plattner aus dem Tagesgeschäft war bereits seit längerem erwartet worden. Plattner hatte SAP zusammen mit Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira und Dietmar Hopp vor 31 Jahren gegründet. Mit dem Rücktritt Plattners ist erstmals seit 31 Jahren kein Vertreter der fünfköpfigen Gründergeneration der Softwareschmiede im Tagesgeschäft tätig. Die Financial Times Deutschland berichtet, Plattner werde außerdem "einen Vertrag als so etwas wie ein Chief Software Advisor bekommen" und so auch künftig die Strategie der Technologieentwicklung verantworten.

Neben Kagermann werden künftig Shai Agassi und Léo Apotheker die wichtigsten Führungspersönlichkeiten des Konzerns sein. Plattner hatte schon Anfang Februar einen Teil seiner Macht an Shai Agassi abgegeben -- vor allem die Verantwortung für Technologieentwicklung, das Steckenpferd Plattners.

Mit Henning Kagermann steuert künftig ein nüchterner Physikprofessor den Software-Riesen SAP allein. Beobachter charakterisierten den 55-jährigen schon in seiner Zeit als Co-Chef des Walldorfer Konzerns als analytischen Kopf, der einen deutlichen Gegenpol zum impulsiven Hasso Plattner bildete -- und dafür bei den Analysten gut ankam.

Der am 12. Juli 1947 in Braunschweig geborene Kagermann absolvierte zunächst eine gradlinig-akademische Karriere. Der Diplomphysiker habilitierte sich schließlich 1980 an der Universität seiner Heimatstadt. Zwei Jahre später begann für den Wissenschaftler dann das Abenteuer SAP, das 21 Jahre später an der Spitze des Konzerns endete. Als der Niedersachse zu der baden-württembergischen Software-Schmiede kam, lag der Umsatz bei gerade 24 Millionen DM (12,2 Mio Euro). Heute sind es um 7,4 Milliarden Euro.

Kagermann durchlief viele Stationen im Haus und kennt es deshalb aus dem Effeff. Er entwickelte zahlreiche neue Programme, besonders in den Produktbereichen Kostenrechnung und Projektcontrolling. 1991 rückte er in den Vorstand auf und übernahm das damalige Ressort für Rechnungswesen und Branchenlösungen sowie für den Vertrieb Europa. 1998 wurde der Zahlenmensch neben dem Showstar Plattner gleichberechtigter Vorstandssprecher. Er entwickelte sich nach Ansicht von Branchenbeobachtern schnell zur zentralen Figur des Konzerns. "Die Krise bringt in den Unternehmen die Kassenwarte an die Macht", meinte die Financial Times Deutschland dazu.

Ein bisschen Show mag der stille Braunschweiger aber doch. Er liebt es laut und gilt -- vermutlich zum stillen Entsetzen seiner drei Töchter -- als Hardrockfan, der unbeirrt auf die 70er-Jahre-Rocker "Deep Purple" schwört. (wst)