SAPs NetWeaver 7.3 verbessert Java-Unterstützung

Auf der Berliner SAP TechEd präsentierte die Firma ihre Strategie für die Zukunft und eine neue Version ihres NetWeaver-Stacks, die Anfang nächsten Jahres erscheinen soll.

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Von
  • Achim Born

Die Teilnehmer der SAP TechEd 2010, die zurzeit in Berlin stattfindet, erfuhren zum Auftakt zweierlei: Vishal Sikka ist kein Donut. "I will not say 'Ich bin ein Berliner'. A Berliner is a donut, and I am not a donut", sagte der SAP-Manager. Zweite Erkenntnis: SAPs Cheftechniker mag die Produktpolitik des Erzrivalen Oracle nicht, der nach dem Kauf von Sun den integrierten Technik-Stack aus einer Hand propagiert. Der Stack gehe schlichtweg an den Bedürfnissen der Anwender vorbei. Kein Kunde suche nach einem Stack. "Sie suchen nach Lösungen.“ Ihr Wunsch sei, ihre existierenden Lösungslandschaft – sprich Investitionen – mit neuen Techniken anzureichern und zu entwickeln.

Sikka formte hierfür den Slogan "the Era of the And" – statt eines Entweder-Oder der Stack-Protagonisten. Dies zeigt allerdings, dass Techniker nicht zwingend die besseren Marketiers sind. Denn das "And" der SAP lässt sich ebenso als "Sowohl-als-auch" intepretieren. Das Walldorfer Unternehmen ist schlicht gezwungen, bei der Middleware eine gewisse Offenheit an den Tag zu legen, um zum einen die Techniken der zugekauften Firmen (Business Objects, Sybase etc.) einzubinden und zum anderen mit weiteren Plattformen zusammenzuarbeiten. Dreh- und Angelpunkt in diesem Kontext ist und bleibt der eigene Technologie-Stack "NetWeaver", im SAP-Jargon als Plattform bezeichnet.

Mit der Ankündigung des Release 7.3 unterstrich Sikka, dass SAP auch künftig an NetWeaver als Plattform festhalten wird. In der neuen Version, die im ersten Quartal 2011 allgemein verfügbar sein soll, konsolidiert das Walldorfer Unternehmen viele größere und kleiner Verbesserungen an einzelnen Bausteinen auf ein Release. Stark verbessert soll die Unterstützung von Java sein. Die Ablaufplattform ist beispielsweise für Java EE 5 zertifiziert.

Die frühere Advanced Adapter Engine, Teil der Integrationsmiddleware PI (Process Integration) wurde "verselbständigt" und lässt sich als eigener Enterprise Service Bus (ESB) für Java betreiben. Die Publish- und Subscribe-Funktionen des Java Message Service (JMS) zählt nun ebenso zum Funktionsumfang. Auch auf Seiten der Standardunterstützung wartet NetWaever 7.3 mit Neuerungen auf: WS Policy 1.2, SOAP 1.2, WS Trust 1.3, Java SE 6, JSR 168/286, WSRP 1.0, SAML 1.0/2.0 gehören dazu.

Im Großen skizzierte Sikka in seinem Vortrag, wie jüngere Entwicklungen und die zugekauften Techniken Bestandteil des NetWeaver werden. Das betrifft zum einen die im Mai auf der Sapphire Now angekündigte In-Memory-Technik, die echte Echtzeitauswertungen (real realtime analysis) von Transaktionsdaten der Anwendungssoftware ermöglichen soll. In einem ersten Schritt wird SAP eine Appliance-Strategie (High-Performance Analytic Appliance) einschlagen und den Server parallel zur traditionellen Datenbank nutzen. Im November startet der Probebetrieb bei ausgewählten Kunden.

Wenig überraschend wird die Sybase Unwired Platform (SUP) der Dreh- und Angelpunkt zur Entwicklung und Bereitstellung mobiler Anwendungen. Ergänzend treibt SAP das Projekt „Gateway“ voran, mit dessen Hilfe man expliziet SAP-Daten aus jeder Anwendung oder von jedem Gerät abrufbar machen will. Auf die Verfügbarkeit einschließlich SDKs muss der interessierte SAP-Nutzer jedoch bis kommendes Jahr gedulden. Die dritte Dimension der künftigen "Fähigkeiten" von NetWeaver betrifft – wenig überraschend – die Cloud. Die Basis aller unternehmenskritischen Anwendungen aus der "Wolke" soll künftig die Business ByDesign-Architektur sein. Bereichs- und aufgabenspezifischen On-Demand-Services auf dieser Plattform sollen die SAP-Installationen in den Unternehmen ergänzen. (ck)