SCO: Angezählte Boxer sind gefährlicher

SCO-Chef Darl McBride gab den Unbeugsamen: Unix werde der Open-Source-Übermacht nicht weichen und die SCO Group ihren umstrittenen Prozess gegen IBM wegen angeblich unrechtmäßig in Linux übertragenen Unix-System-V-Code gewinnen.

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Von
  • Erich Bonnert

Keine Angst vor IBM: Darl McBride stellt die Rechtsstreitigkeiten weiter in den Mittelpunkt [Klicken für vergrößerte Ansicht]

SCO-Chef Darl McBride gab bei seiner Auftaktrede zur Hausmesse SCO-Forum den Unbeugsamen: Unix werde der Open-Source-Übermacht nicht weichen und die SCO Group ihren umstrittenen Prozess gegen IBM wegen angeblich unrechtmäßig in Linux übertragenen Unix-System-V-Code gewinnen. Unter all dem Druck, den Medien und Widersacher erzeugen, fühle er sich persönlich in die Mangel genommen, meinte McBride. Doch genau dies wirke auf ihn auch positiv: Schon immer galten seine Sympathien Underdogs wie der Filmfigur Rocky Balboa: der Boxer, der von ganz unten kommend zum Champion wird. Alle Schläge einstecken und am Ende doch gewinnen -- mit dieser Haltung will McBride gegen den Weltkonzern reüssieren.

Dem Applaus der circa 400 Forumsteilnehmer nach zu urteilen, hatte McBride die richtigen Argumente für seine Prognosen parat. Zum einen habe SCO alle Versprechen des Vorjahres in Bezug auf die Produktentwicklung eingehalten. So hat die Unix-Firma aus Utah neue Versionen von Openserver und Unixware, den Server- beziehungsweise Desktopsystemen für x86-Rechner sowie SCO Officeserver, einem Konkurrenzprodukt zu Microsofts Exchange, fertiggestellt. Die beiden Betriebssysteme unterstützen jetzt die jüngsten Java-Schnittstellen sowie die Datenbanken MySQL und PostgreSQL. Eine weitere Neuheit ist Web Services Substrate, SCOs Framework für die Entwicklung und Integration von Webservices, die Anwendungen aus mehreren Plattformen verknüpfen.

Darl McBride sieht Miracle-SCO (ein Wortspiel auf den Blumendünger Miracle-Grow) als Wundermittel, um den UNIX-Stammbaum weiter wachsen zu lassen. [Klicken für vergrößerte Ansicht]

SCO will bereits 127 Hardware-Hersteller zertifiziert haben, die Rechner für die neuen Unix-Versionen bauen wollen. Zu den namhaftesten Unterstützern dieses Programms gehören Intel und HP. Der Chipriese hilft speziell mit seinem White-Box-Zertifizierungsprogramm, das markenlose Hersteller unterstützt. HP, eigentlich ein eifriger Befürworter von Linux, trat zum wiederholten Male als Sponsor des SCO-Forums auf -- offenbar mit gutem Grund. Nach SCOs Angaben verbucht HP jährlich rund 500 Millionen Dollar Hardware-Umsatz durch SCO-Unix, speziell im Bereich der Storage-Server.

Zum Prozess mit IBM hatte McBride wenig Neues zu berichten. Trotz aller Widrigkeiten und Anfeindungen aus der Open-Source-Gemeinde glaubt der SCO-Chef fest an einen erfolgreichen Ausgang für sein Unternehmen. Dass die Richterin die Fristen zur endgültigen Beweisvorlage verlängert habe, sei ein gutes Zeichen. IBM sei noch immer zahlreiche der verlangten Software-Versionen schuldig, die der Konzern laut Gerichtsbeschluss der Klägerin SCO übergeben muss. SCO verlangt Einsicht in insgesamt 232 Versionen der IBM-Systeme AIX und Dynix. In den wenigen bisher untersuchten Dateien will SCO aber bereits rund 21.000 Programmzeilen identifiziert haben, die IBM nach eigenen Angaben in die Linux-Entwicklung eingebracht haben soll.

"IBM sieht wie ein übermächtiger Gegner aus, aber wir fechten diesen Kampf bis zum Ende." Und je länger er dauere, desto deutlicher werde man die Probleme sehen, die IBM habe. "Auch Rocky war schon ein paar Mal am Boden, bevor er den entscheidenden Schlag setzte."

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Erich Bonnert) / (jk)