SCO versus Linux: Die schweigende Mehrheit

SCO glaubt die "schweigende Mehrheit" der IT-Branche in der Auseinandersetzung um die GPL und Unix-System-V-Code in Linux hinter sich; das Open Source Development Lab hält mit einem Dokument zu Fragen und Antworten der Linux-Gemeinde dagegen.

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Von
  • Jürgen Kuri

SCO schafft es immer wieder, etwas Öl ins Feuer der Diskussion zu gießen, die um angeblich von Unix System V geklauten Code in Linux und die Gültigkeit der GPL lodert: In einem Webcast zur Bekanntgabe der neuesten Bilanzzahlen erklärte SCO-Präsident Darl McBride nun, dass die IT-Branche größtenteils hinter der Aktion von SCO stehen würde: "Ich glaube, dass die schweigende Mehrheit in diesem Fall hinter SCO steht. Andere, die ihr geistiges Eigentum schützen wollen, hoffen inständig, dass SCO gewinnt. Wir sind zum Kampf aufgefordert und wir werden ihm nicht ausweichen. Wir nehmen ständig an Glaubwürdigkeit zu."

Ob die von dem SCO-Chef reklamierte schweigende Mehrheit für SCO wirklich existiert, ist nicht gewiss: Bislang äußern sich vor allem die Experten von Firmen aus dem Linux-Umfeld, die durch die Aktionen von SCO direkt betroffen sind. So stellte das Open Source Development Lab (OSDL) gestern ein umfangreiches Q&A-Dokument vor, in dem wichtige Fragen und die Antworten der Linux-Gemeinde zusammengefasst sind. Eine schweigende Mehrheit bildet jedenfalls die Programmierer-Szene rund um Santa Cruz, dem ursprünglichen Stammland von SCO. Einem Vorschlag auf der Diskussionsplattform Kuro5hin zufolge möchte man am liebsten die Drahtzieher des SCO-Coups hinter Gittern sehen.

Ob die Auseinandersetzung Firmen nachhaltig irritiert, die sich für den Umstieg auf Linux interessieren, ist ebenfalls nicht ausgemacht. Die von McBride unter Hinweis auf die IT-Presse erwähnte "große Unsicherheit" von IBM-Kunden kann andere Ursachen haben. Nach einem Bericht der Computerworld sind es vor allem Banken, die ihre OS/2-Installationen ersetzen müssen und von IBM den Wechsel zu Linux nahe gelegt bekommen. Dabei scheint entgegen der Hinweise von McBride die Frage der Lizenzen überhaupt nicht im Vordergrund der Diskussion zu stehen -- eher die Tatsache, dass die führenden Hersteller von Geldautomaten angeblich den Wechsel zu Windows bevorzugen. (jk)