SCO vs. Linux: Die Achterbahn ist ein schlechtes Geschäft

Das Geschäft mit den Linux-Lizenzen erwies sich für die SCO Group, die sich um angeblich geklauten Code in Linux und das Copyright an Unix juristische Auseinandersetzungen unter anderem mit IBM, Novell und Red Hat liefert, als wenig profitabel.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit der Bekanntgabe ihrer Finanzzahlen für das am 31. Oktober beendete vierte Quartal 2004 hat die SCO Group in der daran anschließenden Telefonkonferenz mit Analysten das abgelaufene Jahr als "Achterbahnfahrt" klassifiziert. Besonders das Geschäft mit den Linux-Lizenzen erwies sich dabei als wenig profitabel. Hier erzielte die Firma, die sich als Eigentümerin von Unix bezeichnet, 120.000 Dollar Einnahmen. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres waren es, bedingt durch Zahlungen von Microsoft, noch 10,3 Millionen Dollar gewesen. Den Quartals-Lizenzeinnahmen stehen 3 Millionen Dollar gegenüber, die die SCO Group an Novell überwies.

Als gutes Geschäft mit sehr vielversprechenden Perspektiven gelten hingegen die Verkäufe des eigenen Betriebssystems OpenServer. Hier erwirtschaftete die SCO Group 8,3 Millionen Dollar verglichen mit 12 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Eine neue Version des Flaggschiffs, die unter dem Codenamen Legend in der Entwicklung ist, soll leicht verspätet im zweiten Quartal 2005 den Durchbruch am Markt bringen. Insgesamt erwirtschaftete die SCO Group einen Quartalsverlust von 6,5 Millionen Dollar oder 37 US-Cent pro Aktie. Im Vergleichsquartal des Vorjahres betrug der Verlust 1,6 Millionen. Für das gesamte Jahr 2004 addiert sich der ausgewiesene Verlust auf 16,2 Millionen Dollar. Der Kurs der SCO-Aktie sank zum Börsenschluss auf 4,51 Dollar.

In der Telefonkonferenz zu den Quartalsergebnissen zeigte sich SCO-Chef Darl McBride davon überzeugt, dass es mit seiner Firma wieder aufwärts gehen wird. 2004 sei eine Achterbahnfahrt gewesen, vor allem wegen der Prozesse mit IBM und Red Hat sowie der in diesem Jahr hinzugekommenen Prozesse mit Novell, Autozone und DaimlerChrysler. Als wichtigstes Ergebnis verwies McBride mehrmals auf den Rahmenvertrag, der mit allen involvierten Rechtsanwälten geschlossen wurde und den Aktienkurs vor kurzem entscheidend stabilisierte. Er begrenzt die gesamten Zahlungen für die Prozesse auf 24,6 Millionen bis Ende 2005. Sollten danach noch weitere Verhandlungen anstehen, müssten diese von den Rechtsanwälten aus eigener Tasche bezahlt werden, erklärte McBride. Außerdem kündigte er an, dass im Prozess mit IBM eine zusätzliche Argumentationsfront aufgebaut werde. Hier habe SCO eine Verletzung des Copyrights durch eine unlizenzierte Nutzung von SCO-Code bei der Entwicklung von AIX für den PowerPC festgestellt, gegen die man vorgehen werde.

In der Telefonkonferenz spielte der kurz zuvor bekannt gewordene Rausschmiss von Ralph Yarro und Darcy Mott bei der Canopy Group keine Rolle. Mit 31,4% ist diese von Ray Noorda gegründete Holding der größte Anteilseigner bei der SCO Group. CEO Yarro und sein Finanzchef Mott, erhielten am Donnerstag ihre Kündigung und wurden anschließend von Sicherheitskräften aus den Räumen der Canopy Group eskortiert. Mit William Mustard wurde ein CEO berufen, der von einer Firma kommt, die Manager für Interims-Jobs abstellt. Welche Gründe zum Auswechseln der Führung der Canopy Group führten, wurde offiziell nicht bekannt. Es gibt aber Vermutungen, dass neu abgeschlossene Verträge mit den leitenden Managern bei SCO das Fass zum Überlaufen brachten und den hinter der Canopy Group stehenden Noorda Family Trust zum Handeln veranlassten. Nach den bei der Börsenaufsicht SEC eingereichten Unterlagen hat Yarro als Aufsichtsratsvorsitzender von SCO in der vergangenen Woche Verträge abgesegnet, die CEO McBride, CFO Bernd Young, SCOsource-Chef Chris Sontag, Unix-Chef Jeff Hunsaker und den juristischen Ratgeber Ryan Tibbitts mit zusätzlichen Aktienpaketen ausstatten. Diese Pakete haben einen Wert von 120.000 bis 720.000 Dollar und sollen zur Auszahlung kommen, wenn SCO von einer anderen Firma übernommen wird. Der Branchendienst Datamonitor klassifizierte die Vereinbarungen als "goldene Fallschirme".

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)