SCO vs. Linux: Die Mühen des Marktes

Der Vorstand der Vereinigung Usenix verschickt heute an Mitglieder des US-amerikanischen Kongresses einen Brief, in dem er Stellung zum Konflikt zwischen SCO und der Linux-Gemeinde nimmt.

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Von
  • Detlef Borchers

Usenix, die Advanced Computer Systems Association, eine auf Unix ausgerichtete Vereinigung der Systemadministratoren und Wissenschaftler, wurde 1975 gegründet, um "bessere Computerprogramme und den verantwortlichen Umgang mit Computern" zu fördern. So bestimmte es damals die Satzung. In Usenix' Worten heute: "Usenix war vor SCO da. Usenix war vor Linux da." Und Usenix wird da sein, wenn die unendliche Geschichte SCO vs. Linux wirklich Geschichte ist, so der Tenor des Briefes, den der Vorstand von Usenix heute an Mitglieder des US-amerikanischen Kongresses schickt.

Mit dem Brief reagiert Usenix auf einen Brief, den SCO-Chef Darl McBride an den Kongress verschickt hatte. Dieser Brief zeichnet nach Meinung der Usenix-Experten ein völlig falsches Bild von der Rolle, die das geistige Eigentum in der Software spielt. So sei die Weitergabe von Programmen unter der GPL alles andere als eine Bedrohung der IT-Industrie, weil immer schon freie Software, besonders bei den Entwicklungstools existiert habe. Ohne diese Werkzeuge wären die Programmierer heute schlecht dran, so die Usenix-Vertreter, die die Argumentation mit Werten der US-amerikanischen Verfassung schlicht als "intellektuell unehrlich" charakterisieren. Kein Gesetz könne die Freiheit der Entwickler einschränken, Software zu lizenzieren oder frei zu verteilen, Erfindungen geheim zu halten oder mit anderen Entwicklern zu teilen. "Der Wunsch von SCO nach Schutz (durch die US-Verfassung) ist verständlich, besonders weil ihre Produkte denen der quelloffenen Konkurrenz unterlegen sind. Aber die Erwartung ist unvernünftig, dass Gesetze zum Schutz des geistigen Eigentums SCO vor den normalen Marktmechanismen schützen können," so das nüchterne Fazit der Unix-Veteranen.

Wie die quelloffene Konkurrenz gegenüber den SCO-Produkten eingestellt sein kann, zeigt das Beispiel des populären Network Mapper (nmap), heimlicher Star des Films Matrix Reloaded. Fyodor, der Programmierer und Maintainer des Programmes, schickte eine Meldung an die Bugtraq-Mailingliste, in der der Einsatz von nmap in SCO-Umgebungen untersagt wird: "Als Reaktion auf diese eklatanten Verletzungen und in Übereinstimmung mit Abschnitt 4 der GPL, erklären wir die Rechte von SCO für beendet, jedwede Version von nmap in ihren Produkten zu verwenden, als da wären OpenLinux, Skunkware, OpenServer und UnixWare. Außerdem haben wir den Support von OpenServer und UnixWare eingestellt", schreibt Fyodor in seiner Nachricht.

Auch aus Deutschland gibt es Neues von SCO zu vermelden. Neben der anhängigen Berufung des Softwareentwicklers Andreas Kuckartz, der sein Recht auf freien Meinungsäußerung gegen eine einstweilige Verfügung von SCO verteidigt, hat sich im Fall der Firma Univention etwas getan. Die Firma hatte eine einstweilige Verfügung gegen die SCO Group erwirkt. Die Verfügung untersagte der SCO Group unter anderem die Behauptung, dass Linux-Betriebssysteme unrechtmäßig erworbenes geistiges Eigentum von SCO Unix enthalte. In einer außergerichtlichen Einigung hat die deutsche Niederlassung der SCO Group sich bereit erklärt, derartige Vorwürfe nicht mehr zu erheben.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)