SCO vs. Linux: Die Ruhe vor dem Sturm?

Verkehrte Welt: Entgegen der Erwartung, die SCO Group werde Klagen gegen Linux-Anwender ankündigen, dementiert die Frma, die mit IBM im juristischen Clinch um angeblich aus Unix System V geklauten Code im Linux-Kernel liegt, eine Klage.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 241 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Verkehrte Welt: Entgegen der allgemeinen Erwartung, dass die SCO Group, wie von ihr angekündigt, am 18. Februar einen großen Linux-Anwender verklagt, ist bis dato nichts dergleichen passiert. Stattdessen übt sich die Firma in der ungewohnten Variante, eine Klage zu dementieren. Der Eindruck, dass mit Lehman Brothers der erste große Kunde vor Gericht kommt, wurde durch die Website Groklaw erzeugt, die minuziös jeden Schritt der SCO Group verfolgt. Die Grokker hatten in dieser Woche den aufgelaufenen Briefwechsel zwischen Lehman und der SCO Group veröffentlicht.

Doch nicht nur die SCO Group hat eine Pause eingelegt. Auch Richterin Brooke Wells hat ihre schriftliche Entscheidung nach der zweiten Anhörung in der Klage der SCO Group gegen IBM wegen angeblich geklauten Source-Codes von Unix System V im Linux-Kernel noch nicht veröffentlicht. Erst wenn diese vorliegt, dürften die Manager der SCO Group von ihrem Aufsichtsrat grünes Licht für eine weitere Klage bekommen -- oder auch nicht. Unterdessen ist die SCO Group nicht untätig geblieben. So sind die Webseiten aktualisiert worden, auf denen die Kunden eine IP-Lizenz für Linux kaufen können. Die Lizenz, die nicht übertragbar ist und nicht storniert werden kann, gilt für viele Länder, doch wird sie nicht für Deutschland angeboten.

Auch auf der programmiertechnischen Seite gibt es Neues von SCO mit dem OpenServer Update Pack 2, das dieser Tage freigegeben wurde. Das zweite Update-Pack ergänzt das SCO-Betriebssystem um die USB-Unterstützung und kommt mit der quelloffenen Datenbank PostgreSQL, die unter einer BSD-Lizenz vertrieben und wesentlich vom SCO-Prozessgegner Red Hat gesponsert wird.

In der Ankündigung dieses Updates wird außerdem die nächste Version des OpenServers vorgestellt, die bei SCO unter dem Codenamen Legend entwickelt wird. Die erste Version von Legend soll auf dem SCO-Forum vorgestellt werden, das vom 27. bis 29. Juni in Las Vegas stattfindet. Legend wird als Meilenstein gepriesen, mit dem Bedürfnisse der Großkunden erfüllt werden. Zu den international bekanntesten Großkunden zählt der Fleischbräter McDonalds, als größter deutscher Kunde ist die Deutsche Bahn mit von der Partie, deren Verkaufsstellensystem Kurs 90 unter SCO Unix läuft. Während McDonalds zumindest in Deutschland mittlerweile auf Linux setzt, gibt es bei der Bahn Überlegungen, zumindest den Fahrkartenverkauf und das Auskunftssystem in den Bahnhöfen unter Windows zu realisieren.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)