SCO vs. Linux: Aktion toter Punkt
Die zweite Anhörung vor Gericht in der Klage der SCO Group gegen IBM wegen angeblich geklauten Source-Codes von Unix System V im Linux-Kernel belohnte die Fans der Klage-Oper mit buffonesken Partien.
Die zweite Anhörung vor Gericht in der Klage der SCO Group gegen IBM wegen angeblich geklauten Source-Codes von Unix System V im Linux-Kernel belohnte die Fans der Klage-Oper mit buffonesken Partien. Richterin Brooke Wells unterbrach den SCO-Rechtsanwalt Mark Heise, als dieser behauptete, dass SCO für den zeilengenauen Nachweis von Rechtsverletzungen durch IBM den Quellcode von AIX und Dynix benötige. Ohne die Mitarbeit von IBM sei der Nachweis nicht zu führen. Darauf antwortete die Richterin gemäß der Darstellung auf Groklaw: "Wir sind an einem toten Punkt, wir können aber nicht an einem toten Punkt bleiben und diesen Fall als Stillstand beiseite legen."
Erstmals wurde so vor Gericht die Absurdität einer Klage deutlich, die scheinbar ohne stichhaltige Beweise geführt wird: Von den einstmals durch SCO gefundenen Tausenden von Codezeilen ist mittlerweile nicht viel übrig geblieben. Auch die von SCO zur Untersuchung angeheuerten Code-Experten des MIT sind verschwunden. Der IBM-Rechtsanwalt Dave Marriott zweifelte dementsprechend an den von SCO angewendeten Methoden, als er fragte, wie die SCO Group Hersteller wie Hewlett Packard oder Sun Microsystems von Code-Verletzungen freistellen könne, ohne die Quellen zu sehen, während die IBM-Quellen unverzichtbar seien.
Im Patt zeichnet sich indes eine neue Strategie der SCO Group ab. Die neuerlich behauptete Verletzung von Copyrights durch IBM, die mit einer Erhöhung der Schadensersatzforderung auf 5 Milliarden Dollar einhergeht, spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie ersetzt offensichtlich den bisher behaupteten Tatbestand der Verletzung von Geschäftsgeheimnissen und bezieht sich nicht länger auf den Nachweis von identischen Codezeilen. Stattdessen macht SCO die Verletzung des Copyrights an dem Umstand fest, dass IBM sein AIX weiter vertrieb, nachdem IBM die Unix System V-Lizenz für AIX durch SCO entzogen wurde.
Gegen diese Variante der Copyright-Verletzung argumentiert IBM seit längerem mit dem Hinweis, dass die seinerzeit erhaltenen Lizenzen unkündbar seien. Ein weiteres Argument kommt von der ebenfalls mit einer SCO-Klage beschäftigten Firma Novell: Ihre Rechtsanwälte behaupten, dass SCO nicht berechtigt ist, irgendwelche Lizenzen zu kündigen und verweisen auf die Technology Licence Agreements, die man als Eigentümer von Unix mit IBM abgeschlossen habe. Eine Entscheidung, ob die Copyright-Klage gegen IBM zugelassen wird, würde von dem Verfahren abhängen, das zwischen SCO und Novell anhängig ist und könnte den Prozess mit IBM auf lange Zeit stoppen.
Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:
- SCO will IBM-Chef Palmisano im Zeugenstand sehen
- Copyright-Klage gegen IBM
- Die Pinguinjäger unter dem Baldachin, c't 4/2004, S. 52
- Neue Website und eine neue Klage
- SCO setzt Kopfgeld auf Wurm-Autor aus
- IBM zieht die Sache durch
- Der Kapitalismus als gefährdete Art
- SCO klagt Novell der Verleumdung an
- Red Hat bietet Software-Garantie an
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- ... und dann kam der Weihnachtsmann
- Showdown am Noorda-Corral
- Novell wirft Geld in den Ring
- Ein Fonds für Anwender und eine Frist für Beweise
- SCO vs. Linux vs. Linus
- Novell beansprucht das Unix-Copyright
- Stagnierendes Geschäft mit DMCA-Klage anschieben
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- Attacke oder Panne?
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- Bilanz verschoben -- Code erzwungen
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- SCO verklagt IBM wegen Linux
(Detlef Borchers) / (jk)