SCO vs. Linux: Ein Echo aus der Vergangenheit

Novell verweist darauf, dass AT&T nur Rechte an den Unix-Portionen reklamierte, die in den Labors von AT&T entwickelt worden waren. SCO müsse daher die Klage gegen Sequent/IBM wegen angeblich geklauten Unix-Codes fallen lassen.

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Von
  • Detlef Borchers

In der an Drehungen und Windungen nicht eben armen Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und Firmen wie IBM, Novell und Red Hat um mögliche Rechte von SCO an Linux-Entwicklungen kann eine neue Variante vermeldet werden. Diesmal steht die SCO-Interpretation auf dem Prüfstand, derzufolge die Rechte an allen Unix-Derivaten bei der SCO Group liegen, weil sie die Rechtsnachfolgerin der ursprünglich vom Telekommunikationskonzern AT&T entwickelten allerersten Unix-Versionen ist. Beim Versuch, diesen Anspruch zu untermauern oder zu widerlegen, sind die Archivare offenbar fündig geworden.

In einem Brief, den Novells Hausjurist Joseph LaSala am vergangenen Freitag an die SCO Group faxte, wird darauf verwiesen, dass bereits AT&T nur Rechte an den Unix-Portionen reklamierte, die in den Labors von AT&T entwickelt worden waren. Als Belege für die offene Haltung von AT&T gegenüber anderen Entwicklungen der Unix-Familie verweist LaSala auf eine Ausgabe des AT&T-Kundenmagazins Echo, in dem die Unix-Lizenzverträge erläutert werden. Dort wird der Passus 2.01 des Lizenzvertrages von AT&T folgendermaßen erklärt: "Der letzte Satz wurde hinzugefügt, um Lizenznehmern zu versichern, dass AT&T keinerlei Urheberrechtsansprüche auf Software erhebt, die sie entwickeln -- nur auf die Teile der Software, die von AT&T entwickelt wurden."

Unter Berufung auf diese Passage und die selbst reklamierten Verfügungsrechte an Unix fordert Novell nach den Worten von LaSala die SCO Group auf, bis zum 11. Februar alle Klage gegen den damaligen Lizenznehmer Sequent beziehungsweise gegen IBM als Rechtsnachfolger von Sequent fallen zu lassen. Sollte SCO dieser Aufforderung nicht nachkommen, behält sich Novell wiederum rechtliche Schritte gegen SCO vor. Eine Reaktion von SCO auf dieses Begehren von Novell ist noch nicht bekannt. doch scheint der Brief die Firma am Freitag überrascht zu haben. Ursprünglich hatte die SCO Group an diesem Tag zu einem Pressegespräch eingeladen, das nach der zweiten Anhörung vor Gericht stattfinden sollte. Dieses Gespräch wurde kurzfristig abgesagt.

Ein Aspekt, der immer wieder für Aufregung sorgte, scheint sich nun auch einer Klärung zu nähern: Die Lizenznehmer für die Linux Intellectual Property License, die SCO neben Sun und Microsoft haben will, bestehen nach Angaben von SCO-Anwalt Mark Heise in Computer Associates, Questar and Leggett & Platt. In einer auf Groklaw veröffentlichten Reaktion auf die Vorwürfe von IBM, SCO habe bislang in keiner Weise Code-Zeilen nachgewiesen, die Verletzung von Urheberrechtsansprüchen belegten, nimmt SCO darüber hinaus die mittlerweile bekannte Position ein: Um den Code-Klau beweisen zu können, benötige man den Code für AIX und Dynix von IBM -- eine Position, die im Gerichtsverfahren nach Ansicht der Richterin bereits zu einem toten Punkt geführt hat. Auf insgesamt 13 Punkte, die IBM an den von SCO vor Gericht vorgelegten Dokumenten bemängelt, geht SCO-Anwalt Mark Heise ein, unter anderem werde man gerne den Wünschen nachkommen, einige von IBM angeforderte Dokumente noch vorzulegen.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)