SCO vs. Linux: Hickhack um Baystar-Bilanzierung

Die SCO Group, die in Prozesse mit IBM, Novell und RedHat um die Urheberschaft an Unix und um angeblich illegal kopierten SCO-Code verwickelt ist, muss ihre Bilanzen für 2004 überarbeiten.

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Von
  • Detlef Borchers

Die SCO Group, die in Prozesse mit IBM, Novell und RedHat um die Urheberschaft an Unix und um angeblich illegal kopierten SCO-Code verwickelt ist, hat ein Bilanzierungsproblem. Dies führte dazu, dass der Jahresabschlussbericht 2004 noch nicht bei der Aufsichtsbehörde SEC abgeliefert wurde. Was wiederum dazu führte, dass die NASDAQ, an der SCO-Aktien gehandelt werden, das Tickersymbol SCOX in SCOXE änderte: Das E signalisiert, dass die Aktie vom Delisting bedroht ist. Als Termin für den Rauswurf war eigentlich der 25. Februar angesetzt worden. In einer Pressemeldung hatte SCO bereits angekündigt, eine Hearing gegen dieses Verfahren zu beantragen; dies führt dazu, dass die Aktie unter dem Symbol SCOXE vorerst gelistet bleibt.

Mit einer weiteren Pressemeldung bringt SCO etwas Licht in das finanzielle Dunkel. Anscheinend ringen SCO und die Bilanzprüfer der Firma KPMG darüber, wie die Transaktionen zu bewerten sind, die nach der Kapitalspritze von 50 Millionen Dollar durch die Royal Bank of Canada und die Finanzgruppe Baystar in die Bücher eingetragen wurden. Bei diesem Investment, das die Royal bank of Canada als erste beendete, ließ sich Baystar am Ende auf ein Verfahren ein, bei dem die SCO Group die Vorzugsaktien im Nominalwert von 40 Millionen Dollar in 2.105.263 handelbare Standardaktien umwandelte, die Baystar an der Börse in Tranchen verkaufen konnte. Beim "Rückkauf" dieser Vorzugsaktien verfiel auch die Verpflichtung von SCO, auf diese Aktien Dividenden zu zahlen.

Diese ausstehenden Dividenden wurden offenbar als Vermögenswerte auf der Habenseite gebucht, was nunmehr korrigiert werden muss. Weitere Unstimmigkeiten sollen bei der Ausgabe von Mitarbeiter-Aktien vorgefallen sein, die nicht korrekt verbucht wurden. Amerikanische Finanzexperten gehen nach Veröffentlichung dieser Mitteilung davon aus, dass sich die Buchungsprobleme kaum auf die Jahresbilanz durchschlagen werden, dass jedoch das verfügbare Kapital von SCO mindestens um 500.000 Dollar niedriger angesetzt werden muss. Der Vorgang könnte dazu führen, dass die leitenden Manager ihre für 2004 gewährten Boni zurückzahlen müssen. Allein beim CEO Darl McBride soll sich der Jahresbonus auf 1 Million Dollar belaufen.

Ob die Umbuchungen und die neuen Bilanzen rechtzeitig eingereicht werden, um das Delisting von SCOXE zu verhindern, bleibt abzuwarten. Ein Hearing vor dem NASDAQ Listing Qualifications Panel ist für den 17. März angesetzt. Mindestens bis zu diesem Termin ist das Delisting ausgesetzt.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)