SCO vs. Linux: Investor Baystar erhöht den Druck

Nach dem Geschmack von Baystar Capital hat sich SCO nicht ausreichend auf die anhängigen Gerichtsgänge wegen angeblich geklauten Unix-Codes in Unix und damit einhergehender Verletzung der von SCO reklamierten Rechte konzentriert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 171 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Neue Turbulenzen für die SCO Group, die im juristischen Clinch unter anderem mit IBM liegen wegen angeblich aus Unix System V geklauten Souce-Codes in Linux und sich mit Novell um die Urheberrechte an Unix streitet: Nach Ablauf der vertraglich festgelegten fünftägigen Schweigepflicht hat der Risiko-Investor Baystar Capital den Druck auf die SCO Group erhöht und die Ablösung von SCO-Chef Darl McBride gefordert. Gegenüber der New York Times erklärte Baystar-Manager Lawrence Goldfarb, dass SCO nach dem Geschmack von Baystar Capital sich nicht ausreichend auf die anhängigen Gerichtsgänge konzentriert hat. Man habe zu viel Geld ausgegeben und sich zu häufig in der Öffentlichkeit mit zu umfassenden Statements produziert.

Goldfarb betonte, dass Baystar sein Investment in die SCO Group fortsetzen werde, wenn sich SCO auf das Kerngeschäft mit den Prozessen konzentrieren werde. Gleichzeitig gab Goldfarb zu, von Microsoft auf den Fall SCO aufmerksam gemacht worden zu sein, doch sonst keine Vorreiter-Funktion für Microsoft zu spielen. "Die Frage, die sich uns vor dem Investment stellte, war einfach: Sind die Ansprüche hinsichtlich des geistigen Eigentums gültig und wird David Boies gewinnen, wenn die Sache vor Gericht geht?" Auf dieser Basis habe man sich für ein Investment entschieden, das fortgesetzt werden kann.

Mit dem Verweis auf den Staranwalt David Boies lässt der Baystar-Manager durchblicken, dass das von Baystar und der Royal Bank of Canada getätigte Investment von 50 Millionen US-Dollar in die Gerichtsprozesse stärkeres Profil benötigt. Boies' Kanzlei ist direkt an SCO beteiligt, doch der Staranwalt ist in den bisherigen Vorverhandlungen noch nicht aufgetreten. Dennoch gibt SCO ausweislich seiner Geschäftsberichte pro Quartal über vier Millionen Dollar für die Anwälte aus.

Die Unzufriedenheit des Risiko-Kapitalisten wurde bereits am vergangenen Freitag durch eine Meldung von SCO bekannt und war das Hauptthema der Aktionärsversammlung am vergangenen Dienstag. Mit der Auswechslung des Finanzchefs reagierte SCO auf den Druck der Investoren, doch wird diese Personalie offenbar als unzureichende Maßnahme angesehen. Damit steht die Ablösung des SCO-Chefs Darl McBride sowie der beiden für das Lizenzgeschäft zuständigen Manager Chris Sontag und Gregory Blepp zur Debatte. Als Vielflieger und Vielsprecher haben sie die Kritik der Investoren auf sich gezogen, zudem erscheinen ihre Gehälter überzogen. So hatte Baystar-Sprecher Bob McGrath in einem früheren Interview das Jahressalär von ca. 986.000 Dollar für Darl McBride kritisiert.

In einer ersten Reaktion auf die Äußerungen von Goldfarb erklärte SCO-Sprecher Blake Stowell gegenüber verschiedenen US-Medien, dass das Management nicht ausgewechselt werde, weil der Aufsichtsrat mit der bisher geleisteten Arbeit zufrieden sei. Die hohen laufenden Kosten begründete Stowell mit der Notwendigkeit, dass der Markt und die Öffentlichkeit für das Anliegen von SCO erzogen werden müsse. Das Bewusstsein dafür, dass Linux geistiges Eigentum von SCO verletze, müsse noch gebildet werden.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)