SCO vs. Linux: Novell möchte Schluss machen

Novell will den Spieß umdrehen und das Gerichtsverfahren um die Urheberrechte am Unix-Code und damit auch um angeblichen Code-Klau in Linux beenden.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit einer Eingabe in der von der SCO Group angestrengten Klage gegen Novell um die Rechtsinhaberschaft am Unix-Code möchte Novell den Spieß umdrehen und das Gerichtsverfahren beenden. SCO hatte im Januar Novell verklagt, sich in verleumderischer Absicht als Eigentümer der Unix-Entwicklungen zu bezeichnen und damit die Geschäfte von SCO geschädigt zu haben. Der knappe Antrag von Novell, dieses Verfahren sofort einzustellen, wird von den Rechtsanwälten Novells ausführlich begründet. Neben zahlreichen Gerichtsentscheidungen werden dabei nur die von SCO vorgebrachten Argumente und keine neueren Erkenntnisse ins Feld geführt. Auf diese Weise möchte Novell verhindern, dass ein Gerichtstermin anberaumt werden muss, und erreichen, dass die Sache schnell beendet werden kann.

Die Begründung zur Einstellung des Verfahrens geht von zwei Punkten aus, die SCO nach Darstellung von Novell nicht belegen kann: So fehlen konkrete Angaben, bei welchen Geschäften SCO durch Novells Behauptung der Rechtsinhaberschaft von Unix geschädigt wurde. Die allgemeine Formulierung "der Markt ist verunsichert worden" reiche nicht aus, so Novells Anwälte. Als zweiten Punkt führen sie an, dass der Nachweis einer Rechtsinhaberschaft von SCO nicht geführt wurde. Insbesondere fehle jeder Vertrag, der entsprechend den amerikanischen Bestimmungen zum Copyright genau aufführt, welche Rechte SCO gekauft hat. Die mit dem "angeblichen Vorläufer" der SCO Group, der Santa Cruz Operation, abgeschlossenen Kaufsvereinbarungen seien keine Verträge der Art, in der Copyright übereignet wird. Ergänzend zitieren die Anwälte aus einer Passage der Klage von SCO, die das Gericht auffordert, Novell dazu zu zwingen, alle Copyrights der SCO Group zu übergeben. Eine solche Formulierung zeige, dass SCO selbst nicht glaube, alle Copyrights zu besitzen.

Bereits gestern hatte Novell als Unix-Rechteinhaber gehandelt und der Firma IBM ein Schreiben zugestellt, in dem versichert wird, dass IBM als Rechtsnachfolger von Sequent keinerlei Beschränkungen unterliegt, den Unix-Code von Sequent als Geheimnis zu behandeln. Zuvor hatte Novell die SCO Group aufgefordert, alle Klagen gegen IBM als Rechtsnachfolger von Sequent fallen zu lassen.

Sollte Novells Eingabe auf Einstellung des Verfahrens akzeptiert werden, wäre das von SCO gegen IBM angestrengte Verfahren hinfällig, bei dem IBM der Copyright-Verletzung durch Weitergabe von Codezeilen in die Linux-Entwicklung beschuldigt wird. In letzter Instanz wäre damit auch der Lackmus-Test vorerst gescheitert, ob die GPL als Vertragsgrundlage quelloffener Projekte vor Gericht Bestand hat. Dafür könnten jedoch Verfahren vorzeitig beendet werden, die im günstigsten Fall zwei bis drei Jahre bis zur erstinstanzlichen Entscheidung gebraucht hätten.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)