SCO vs. Linux: SCO nimmt Groklaw ins Visier

SCO-Sprecher Blake Stowell bestätigte den Konfrontationskurs gegen die Website, die die Auseinandersetzung zwischen SCO und IBM um möglicherweise unrechtmäßig benutzten oder direkt übernommenen Quellcode bis ins letzte Detail dokumentiert.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung zwischen IBM und der SCO Group um möglicherweise unrechtmäßig benutzten oder direkt übernommenen Quellcode, auf den SCO Eigentumsansprüche erhebt, nimmt die SCO Group die Website Groklaw unter Beschuss, die diese Auseinandersetzung bis ins letzte Detail dokumentiert. Bereits in der letzten Finanzpressekonferenz kündigte SCO-Chef Darl McBride an, dass seine Firma eingehende Recherchen über Groklaw und deren Gründerin Pamela Jones anstellen werde und diese Recherchen veröffentlichen werde. "Wir sind nahe dran", verkündete McBride Mitte April. Nun bekräftigte SCO-Sprecher Blake Stowell gegenüber der Internet Week den Konfrontationskurs: "Wir denken, dass es um mehr geht als die Frage, wer Pamela Jones ist und wer Beiträge für Groklaw verfasst. Niemand weiß, wie Groklaw finanziert wird. Diese Website entspricht nicht dem objektiven Journalismus, sie ist einfach Anti-SCO."

Groklaw, der von zahlreichen Freiwilligen betriebene "Rechtswühler", ist für die SCO Group schon lange eine fragwürdige Dokumentationsstelle. Im vergangenen Jahr hatte SCO darum angekündigt, unter dem Namen Prosco.net eine eigene Dokumentations-Website für die "unabhängige Meinungsbildung" zu starten. Dieser Plan wurde jedoch nicht umgesetzt, da SCO nicht die Ressourcen hat, mit einem Gemeinschaftsprojekt wie Groklaw zu konkurrieren.

Hintergrund der Stellungnahme von Stowell ist ein am Wochenende erschienener emotionsgeladener Artikel der Journalistin Maureen O'Gara, der in den Linux Business News erschien und sämtliche journalistischen Standards verletzte. In diesem Artikel verunglimpfte O'Gara die Groklaw-Gründerin als "alte Vettel", veröffentlichte Alter, Religionszugehörigkeit und die Privatadresse von Pamela Jones. Zusammen mit ihren Rechercheuren oder Privatdetektiven bedrängte O'Gara die betagte Mutter ihrer Intimfeindin, die die Polizei rief. Mit der Aktion schädigte O'Gara nicht nur die Linux Business News, sondern erzeugte eine Gegenreaktion der Groklaw-Leser, die bereits für einen Prozess spenden, sollte Pamela Jones eine Verleumdungsklage führen -- für die sie freilich aus ihrer Anonymität treten müsste.

Der SCO Group kommt die Aufregung um den Artikel von Maureen O'Gara wohl zur rechten Zeit, lenkt sie doch vorläufig von den Gerüchten ab, nach denen größere Finanztransaktionen bevorstehen, die das Überleben der Firma sichern sollen. So soll über die Firma Vista.com, deren Inhaber John Wall ein großes Paket an SCO-Aktien besitzt, eine Finanzspritze in Millionenhöhe vorbereitet werden. Nach anderen Gerüchten steht eine Teilung der SCO Group bevor, bei der das Unix-Geschäft vom Geschäft mit Antidot-Lizenzen und Prozessen abgekoppelt wird.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (anw)