SCO vs. Linux: Salto mortale von SCO

In der unendlichen Geschichte um die Prozesse der SCO Group um Unix-Verwertungsrechte und -Copyrights und um einen möglicherweise unrechtmäßige Übernahme von Source-Code in Linux darf eine neue juristische Variante bestaunt werden.

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Von
  • Detlef Borchers

In der unendlichen Geschichte um die Prozesse der SCO Group gegen Novell um Unix-Verwertungsrechte und -Copyrights und um einen möglicherweise unrechtmäßige Übernahme von Source-cCode in Linux gegen IBM darf eine neue juristische Variante bestaunt werden. Sie ist nicht ganz einfach zu erklären: SCO, nach dem US-amerikanischen Konkursrecht in ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 geflüchtet, präsentierte mit York Capital einen neuen Investor, der Willens war, in die Klagen gegen Novell und IBM mindestens 10 Millionen US-Dollar zu investieren. Gegen den Einspruch verschiedener Gläubiger vor dem Konkursgericht präsentierte SCO einen Antrag auf Eilbedürftigkeit des Geschäfts mit York Capital. Man habe nur dann eine Chance, den Konkurs zu vermeiden, wenn der Deal mit York Capital bis zum Jahresende 2007 abgeschlossen werden könne. Diesen Antrag auf besondere Eilbedürftigkeit hat die SCO Group nun selbst zurückgezogen, wie Dokumente auf Groklaw belegen.

Im US-amerikanischen Konkursrecht werden Eilanträge dann gestellt, wenn eine vom Konkurs bedrohte Firma ein besonders guten Kauf-Vertrag aushandeln kann, der die weitere Produktion ihres Produktes sichert. Die SCO Group stellte einen entsprechenden Antrag, mit dem das "Produkt" (die Klagen gegen IBM, Novell und andere Firmen) durch ein Investment von York Capital abgesichert werden sollte. Die eigentlichen Produkte der Firma, OpenServer und UnixWare, spielten dabei keine Rolle.

Mit der Rücknahme des Eilantrages (die allerdings "without prejudice" erfolgte, das heißt, der Antrag kann jederzeit wieder eingebracht werden) ist fraglich, ob das Geschäft mit York Capital überhaupt noch durchführbar ist. Was SCO zu diesem Verfahrens-Salto veranlasste, ist bislang noch nicht bekannt. Möglicherweise hat die Investment-Firma das Angebot zurückgezogen, nachdem SCO-Chef Darl McBride in einer Anhörung vor Gericht bestätigte, dass die SCO-Tochter Me Inc. noch keine nennenswerten Produkte entwickelt habe. Für Me wollte York Capital 6 Millionen Dollar zahlen. Eine weitere Möglichkeit ist die vollkommen überzogene Beurteilung des Unix-Geschäftes von SCO, das von York mit 10 Millionen Dollar bewertet worden war. Zuletzt erzielte SCO nur wenige tausend Dollar mit dem Verkauf von Unix-Lizenzen.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)