SCO vs. Linux: Stützen und Schützen

Während SCO mit einem Aktienrückkaufprogramm den Kurs stützen will, berichtet "Business Week" von Anfragen Microsofts über Investitionsmöglichkeiten bei der Firma, die unter anderem mit IBM wegen angeblich geklautem Code in Linux streitet.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit den Klagen gegen Autozone und DaimlerChrysler hat die SCO Group in ihren Auseinandersetzungen um das Urheberrecht an Unix und den angeblich aus Unix System V geklauten Source-Code im Linux-Kernel noch nicht die erwünschten Erfolge erzielt, den Verkauf von so genannten IP-Lizenzen (Intellectual Property License) an Linux-Anwender zu forcieren. Seitdem die Klagen gegen die beiden Hersteller und Linux-Anwender im Automobilsektor bekannt gegeben wurden, ist der Kurs der SCO-Aktien kontinuierlich gefallen. Aus diesem Grund veröffentlichte die SCO Group gestern nach Börsenschluss eine Pressemitteilung, der zufolge man innerhalb der nächsten 24 Monate 1,5 Millionen Aktien auf dem freien Markt aufkaufen und so das Vertrauen in die Firma öffentlich demonstrieren werde. Ob diese vage Ankündigung ausreicht, den Kurs zu stabilisieren, wird sich zum Freitag hin zeigen.

Unterdessen hat das Finanzblatt Business Week veröffentlicht, dass das Management der Investement-Firma BayStar durch einen hochrangigen Microsoft-Manager gefragt worden sei, ob man in die SCO Group investieren könne. Dieses Ansinnnen, das etwa zwei Monate vor dem Investment von 50 Millionen Dollar geäußert wurde, sei nicht von Steve Ballmer oder Bill Gates zugetragen worden. Sollte die Darstellung stimmen, so dürfte die unter dem Namen Halloween X bekannt gewordene E-Mail brisanter sein, als bisher vermutet.

Auch in Deutschland gibt es Nachrichten in Sachen SCO. So hat der Programmierer Andreas Kuckartz die von heise online wiedergegebene Aussage des deutschen SCO-Geschäftsführers Hans Bayer zum Anlass genommen, eine Mitteilung an die Geschäftspartner von SCO zu verschicken. In dieser Mitteilung schreibt Kuckartz, dass er in keinem einzigen Fall Firmen wiederholt angeschrieben habe, wie dies von SCO behauptet werde. SCO hatte gegen Kuckartz vorgebracht, man wolle vor allem die eigenen Kunden vor Belästigungen schützen. Auch die Firma TraiCen, auf deren Reaktion die juristische Auseinandersetzung zwischen Kuckartz und der SCO Group Deutschland zurückgeführt werden kann, hat sich zu Wort gemeldet. In einem an heise online geschickten Brief schreibt Geschäftsführer Torsten Schneider: "Es ist uns sehr daran gelegen, klarzustellen, dass die TraiCen nicht nur autorisierter Schulungspartner von SCO, sondern gleichzeitig auch von Firmen wie Novell und Red Hat ist. TraiCen macht zurzeit keinen Umsatz mit SCO und bietet SuSE Linux Schulungen mit eigenen Unterlagen an. Uns ist daran gelegen, klarzustellen, dass TraiCen keinerlei Position im Streit zwischen SCO und Linux beziehen will und in den Streit zwischen SCO und Herrn Kuckartz völlig ungewollt hineingeraten ist."

SCO selbst will als neues Mitglied im Deutschen Multimediaverband die Pressekonferenz der Fachgruppe Softwareindustrie im dmmv dazu nutzen, auf der CeBIT die eigene Position zu vertreten. Gregory Blepp, Vizepräsident von SCOsources, referiert im Rahmen dieser Konferenz über den Softwaremarkt Deutschland und die Notwendigkeit von IP-Lizenzen.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)