SCO vs. Linux: Teure Lizenzen, harte Worte und ein Antrag auf Klageabweisung

SCO, im Streit mit IBM um angeblich aus Unix in Linux geklauten Code, erwartet sechsstellige Lizenzeinnahmen. In der Auseinandersetzung werden derweil härtere Töne angeschlagen.

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Von
  • Detlef Borchers

Nach einem in Großbritannien erschienenen Bericht erwartet die SCO Group aus ihrem Lizenzgeschäft sechsstellige Einnahmen im laufenden Quartal. Die Firma, die unter anderem im Rechtsstreit mit IBM um angeblich von Unix System V unrechtmäßig in Linux übernommenen Sourcecode und mit Novell um das Copyright an Unix liegt, erwartet viel von ihrer Sparte SCOSource: Die Lizenzabteilung soll weiter zulegen, weil Überlegungen angestellt werden, die Preise für die so genannten Antidot-Lizenzen zu erhöhen. Gegenwärtig können sich Linux einsetzende Unternehmen für 699 US-Dollar pro Prozessor von der Gefahr freikaufen, durch SCO verklagt zu werden.

Nicht nur die Höhe der Forderungen, auch die in der Auseinandersetzung um Linux angeschlagenen Töne werden von SCO erheblich verschärft. So ließ die Firma auf ihrem unlängst zu Ende gegangenen SCO-Forum den Analysten Rob Enderle auftreten, der mit einer hassgeladenen Rede ("Free Software and the Idiots who Buy It") gegen die Linux-Community für einen neuen Tiefpunkt in der intellektuellen Debatte um Open Source sorgte. Seine Rede ist nun auf dem Web-Server der SCO Group erschienen. Wie sehr sich Enderle im Ton vergriff, mag die Tatsache illustrieren, dass er die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse mit dem Milgram-Experiment verwechselte, als er der Linux-Community vorwarf, eine reine Hass-Gruppe zu sein.

Die Selbstdemontage eines Analysten ist jedoch nicht Gegenstand der juristischen Auseinandersetzungen zwischen SCO und IBM um möglicherweise illegal kopierten Code und zwischen SCO und Novell um die Rechtsinhaberschaft an Unix System V. Im letztgenannten Verfahren ist nun ein Antrag von Novell auf Abweisung der Klage von SCO bekannt geworden. SCO hatte Novell der Verleumdung und üblen Nachrede bezichtigt, nachdem Novell behauptete, der alleinige Rechtsinhaber an Unix zu sein. In der neuesten Eingabe fordert Novell die sofortige Einstellung des Verfahrens, weil es keine Verleumdung der Firma SCO, sondern das gute Recht von Novell sei, sich gegen behauptete Ansprüche am Unix-Copyright zur Wehr zu setzen. Insbesondere könne die SCO Group keine böswillige oder arglistige Täuschung durch Novell für sich reklamieren, wie in der Verleumdungsklage behauptet, heißt es in der Begründung.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)