SGX-Abschaltung, Zen-2-Revival und ARM-CPU mit AMD-GPU

Intel deaktiviert teils die Sicherheitsfunktion SGX. AMD reaktiviert Mittelklasse-CPUs. Samsung verstolpert den Start des Smartphoneprozessors Exynos 2200.

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Kaum schaut man kurz nicht hin, schon zwackt Intel eine weitere CPU-Funktion ab: Core-i-Prozessoren der Generationen 11 und 12 fehlen die Software Guard Extensions (SGX). Die 2015 eingeführte Funktion für vertrauenswürdige Enklaven (Trusted Execution Environments, TEE) ist somit den Serverprozessoren vorbehalten. Als Folge davon lassen sich auf aktuellen Desktop-PCs und Notebooks keine UHD-Blu-ray Discs mehr abspielen. Denn die einzige dafür geeignete Player-Software CyberLink PowerDVD Ultra nutzt SGX zum Schutz des DRM-Schlüssels. Mit AMD-Prozessoren funktionierte die Wiedergabe von Blu-ray Discs mit 4K-Auflösung mangels SGX ohnehin nie.

Der zwei Jahre alte AMD Ryzen 4000 mit Zen-2-Kernen – im Bild die Mobilversion 4000U – soll als "Renoir-X" in Desktop-PCs wiederauferstehen: mit vier bis acht CPU-Kernen, aber ohne GPU.

Nun ist der Verlust einer – in Zeiten von Streamingdiensten wie Netflix, Disney+ und Amazon Prime – selten genutzten Funktion für sich genommen kein Drama. Aber in den vergangenen Jahren warf Intel bereits andere Funktionen wie Transactional Memory (TSX) und die Memory Protection Extensions (MPX) über Bord, einige wurden sogar nachträglich per Microcode-Update abgeschaltet. Das traf zuletzt auch die mächtige Befehlssatzerweiterung AVX-512 bei Core-i-12000-Prozessoren, was sich anfangs noch einschalten ließ, obwohl es Intel ausdrücklich "nicht unterstützte". Intels Abschaltwut unterminiert das Vertrauen in neu angekündigte CPU-Features. Viele Programmierer warten dann lieber noch ein paar Jahre länger ab, bevor sie ihren Code anpassen – doch es dauert ohnehin schon kleine Ewigkeiten, bis neue CPU-Funktionen endlich auf breiter Fläche zum Einsatz kommen.

Um diese Trägheit zu überwinden, braucht es klare Kommunikation seitens der CPU-Hersteller. Intel tut jedoch das Gegenteil. Selbst die steinalten AVX2-Erweiterungen gönnte Intel den Billigheimern der Familien Pentium Gold und Celeron jahrelang nicht; erst jetzt bei deren Alder-Lake-Versionen sind sie nutzbar. Die AVX-512-Erweiterung dürfte nach der Abschaltung beim Core i-12000 für typische Windows-Software tot sein.

Da darf man gespannt sein, wie lange es dauert, bis kommende KI-Spezialbefehle wie VNNI und die Advanced Matrix Extensions (AMX) tatsächlich Nutzen bringen. Apple hingegen macht vor, wie hoch optimierte Software die Hardware ausreizt. Apple liefert allerdings auch M1- CPU, Betriebssystem und Compiler aus einer Hand.

Keine rosigen Aussichten hat auch Intels nichtflüchtige Speichertechnik Optane. Mag sein, dass sie einige Datenbankserver zum Fliegen bringt – aber ansonsten krepelt sie in einer Nische vor sich hin. Fertigungspartner Micron, der Optane eigentlich unter der Marke 3D XPoint verkaufen wollte, ist ausgestiegen. Das Micron-Fertigungswerk für Optane-Chips in Lehi/Utah wurde bereits an Texas Instruments verkauft. Intel selbst produzierte Optane-Chips im chinesischen Dalian, verkaufte das Werk dort aber mitsamt der NAND-Flash-Sparte an SK Hynix. So bleibt als angeblich einzige Optane-Fab das Werk in Rio Rancho, New Mexico, wo Intel derzeit jedoch vor allem die eigenen Packaging-Innovationen wie EMIB und Foveros aufbaut. Damit will man in Zukunft außer FPGAs auch Prozessoren und Rechenbeschleuniger aus mehreren Chiplets alias Tiles (Kacheln) zusammensetzen, also Sapphire Rapids, Ponte Vecchio und Meteor Lake. Laut der Zeitung "The Columbus Dispatch" plant Intel derzeit auch eine riesige neue Chip-Fab nahe Columbus, Ohio.

Aber Intel wird auch wieder einmal von Verspätungen geplagt, wie einige Spatzen von ihren Dächern pfeifen. Angeblich kommen die Arc-Grafikkarten eher erst im Sommer als im Frühjahr und größere Stückzahlen der erwähnten Sapphire-Rapids-Xeons erst ab Herbst.

AMD arbeitet daran, das Angebotsloch in der Holz- und Mittelklasse der Desktop-Prozessoren zu stopfen. Denn da prescht Intel mit starken Alder-Lake-Typen wie Core i3-12100, Core i5-12400 und dem erstaunlich flotten Celeron G6900 vor, siehe Seite 94. Angeblich will AMD mit angestaubter Zen-2-Technik kontern, nämlich mit Ryzen-4000G-Chips mit deaktivierter GPU. Diese Zen-2-Prozessoren mit vier, sechs oder acht Kernen sind kleiner als ihre Zen-3-Nachfolger, daher passen mehr davon zusammen auf einen der knappen Wafer vom AMD-Zulieferer TSMC.

Verwirrung stiftete Samsung mit der Vorstellung des 4-Nanometer-Prozessors Exynos 2200 für Smartphones, der vermutlich das kommende Galaxy S22 antreibt. Die für den 11. Januar erwartete Präsentation wurde abgesagt und genau eine Woche später tauchte der Exynos 2200 sang- und klanglos auf der Samsung-Webseite auf. Seine Besonderheit ist die eingebaute AMD-GPU mit RDNA2-Technik namens Xclipse 920 – wir sind gespannt, was sie kann. Der CPU-Teil hingegen gleicht dem von Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 und Mediatek Dimensity 9000: Acht ARMv9-Kerne der Typen Cortex-X2, -A710 und -A510.

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(ciw)