Sachsen-Anhalts LKA-Chef warnt vor zunehmender Internetkriminalität

"Kriminelle haben sich den neuen Technologien in kürzester Zeit angepasst und nutzen diese skrupellos", resümierte Jürgen Schmökel.

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Von
  • Stefan Kruse
  • dpa

Sachsen-Anhalts Landeskriminalamt (LKA) warnt vor der zunehmenden Computerkriminalität. Die immer stärkere Vernetzung der Gesellschaft mittels Internet berge ein erhebliches Gefahrenpotenzial für Wirtschaft, Verwaltung und jeden einzelnen Bürger, sagte LKA-Direktor Jürgen Schmökel in einem Gespräch mit dpa. Im vergangenen Jahr seien den Ermittlungsbehörden im Land 1964 Fälle von Computerkriminalität bekannt geworden, fast 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Selbst diese Zahlen spiegelten jedoch nicht die Realität wider: "Es ist von einer hohen Dunkelziffer nicht angezeigter Fälle auszugehen."

Ein "Dauerbrenner" sei das Ausspähen von Kontodaten, das sogenannte Phishing. "Hier haben die Täter – die noch vor Kurzem mit plump gefälschten Webseiten von Banken agierten – ihre Methoden verfeinert", sagte Schmökel. So verschickten überwiegend osteuropäische Kriminelle massenhaft seriös wirkende Mails, in denen suggeriert werde, Absender seien Bundeskriminalamt, Telekom oder die Gebühreneinzugszentrale GEZ. Wer den Anhang öffnet, hole sich Trojaner oder Viren auf seinen Computer, der nicht nur Kontodaten, Pin- und Tan-Nummern für das Online-Banking ausspähe, sondern die Identitäten der Computernutzer.

Auf diese Weise versuchten die Täter zum einen, Geld von fremden Konten abzuheben – 2007 seien im Land 80 solcher Versuche angezeigt worden. Zum anderen nutzten sie fremde Identitäten, um etwa im Internet Waren anzubieten, die nach Bezahlung nie geliefert werden. Dieser Warenbetrug per Computer nehme ebenfalls zu. 918 Tatverdächtige ermittelten Sachsen-Anhalts Sicherheitsbehörden 2007 im Bereich der Computerkriminalität. Das waren laut LKA 93 Verdächtige mehr als im Jahr zuvor. Die entstandenen Schäden bezifferte die Behörde auf gut 910.000 Euro, die Aufklärungsquote lag 2007 mit 73,1 Prozent etwas höher als im Jahr zuvor (70,8 Prozent).

"Kriminelle haben sich den neuen Technologien in kürzester Zeit angepasst und nutzen diese skrupellos", resümierte Schmökel. Manche Internetnutzer leisteten dieser Entwicklung allerdings Vorschub, weil sie zu unbekümmert sensible Daten – etwa die Kreditkartennummer – im Internet übermittelten. "Viele Menschen sind im Internet vertrauensseliger als im realen Leben." Das LKA rät Computerbesitzern dringend, ihre Geräte gegen Angriffe von außen ausreichend zu schützen, etwa indem sie ihre Betriebssysteme auf neuestem Stand halten und Anti-Viren-Software ebenso installieren wie eine Fire- Wall, die unerwünschte Besucher abhält. (Stefan Kruse, dpa) / (jk)