Samsung stellt 64-Bit-Prozessor vor - zum zweiten Mal

Samsung hat mit dem Exynos 7 Octa das erste Mal einen 64-Bit-Prozessor angekündigt. Eigentlich handelt es sich dabei aber nur um einen Exynos 5433, der längst in einigen Galaxy Note 4 eingebaut ist.

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Von
  • Hannes A. Czerulla

Samsung verschweigt gerne, dass auch der Prozessor des Galaxy Note 4 bereits 64 Bit beherrscht.

(Bild: Samsung)

Um Kunden und die Presse bei der Stange zu halten, muss man als Smartphone-Hersteller ständig etwas Neues präsentieren. Samsung hat nun einfach einen Prozessor vorgestellt, den es schon lange zu kaufen gibt. Der "neue" Achtkerner Exynos 7 Octa ist die erste von Samsungs CPUs, die offiziell mit 64 Bit umgehen und somit die Fähigkeiten des vor kurzem vorgestellten Betriebssystems Android 5 nutzen kann. Die Crux: Beim Exynos 7 Octa handelt es sich um den gleichen Prozessor wie den Exynos 5433, der bereits in einigen asiatischen Modellen des Smartphones Galaxy Note 4 steckt.

Dort läuft er allerdings noch im 32-Bit-Modus, da Android erst ab Version 5 64 Bit unterstützt. Hier dürfte auch der Grund liegen, warum der Hersteller nicht die 64-Bit-Fähigkeiten des Exynos 5433 beworben hat. Denn parallel zur Exynos-Variante des Galaxy Note 4 (N910C) verkauft Samsung beispielsweise in Europa eine Version mit dem Prozessor Qualcomm Snapdragon 805 (N910F), der keine 64-Bit-Unterstützung hat. Vermutlich will der Hersteller dem Kunden nicht unter die Nase reiben, dass es ein ähnliches Modell mit 64 Bit gibt, das hier erhältliche aber nicht über diesen Vorteil verfügt. Voraussichtlich werden alle Galaxy Note 4 ein Update auf Android 5 erhalten. Ob die 64-Bit-Fähigkeiten bei einigen dann freigeschaltet werden, ist noch unklar.

Der Exynos 7 Octa beziehungsweise Exynos 5433 funktioniert nach dem Big-Little-Konzept und besteht aus vier stromsparenden A53-Kernen mit 1,3 GHz und vier leistungsfähigen A57-Kernen mit 1,9 GHz. Sie beherrschen Heterogeneous Multi Processing (HMP) und so können auch unterschiedliche Arten von Kernen zusammenarbeiten oder alle Kerne gleichzeitig rechnen. Der Chip wird im 20 nm-Verfahren gefertigt.

Angeblich soll die CPU 57 Prozent mehr Rechenleistung und 74 Prozent höhere Grafikleistung bringen; in Relation zu welchem anderen Prozessor, erwähnt der Hersteller nicht. Als GPU setzt der Hersteller den Grafichip ARM Mali-T760 mit sechs Kernen und 700 MHz ein. Unterstützt wird OpenGL ES 3.1, DirectX 11 und OpenCL 1.1.

Samsung ist nicht der erste Hersteller, der sich für verwirrende Benennung seiner 64-Bit-Prozessoren entschieden hat. Auch Nvidia hat bereits eine 64-CPU mit zwei A57-Kernen namens Tegra K1 auf dem Markt. Allerdings kursiert unter dem gleichen Namen auch ein 32-Bit-Prozessor mit vier A15-Kernen, der unter anderem in dem Nvidia-eigenen Tablet Shield zu finden ist. Namentlich unterscheidet sich die 64-Bit-Variante nur durch den Namenszusatz Denver, der entweder in Klammern dahinter gesetzt wird oder ganz weggelassen wird. Die Denver-Variante steckt bislang nur im Tablet Google Nexus 9 – das erste Android-Tablet, das dank Android 5 64 Bit nutzen kann.

Wichtig sind 64-Bit-Prozessoren erst durch die Vorstellung von Google Android 5 geworden, da alle Android-Versionen zuvor nur 32 Bit beherrschten. Auch andere Hersteller wie HTC hatten bereits 64-Bit-CPUs in ihren Smartphones eingebaut, diese liefen und laufen aber stets im 32-Bit-Modus, da noch kein Update auf das neue Android verfügbar ist. (hcz)