Satelliten-Internet: EU-Kommission vergibt Auftrag fĂĽr IRIS2 an Spacerise
SES, Eutelsat, Hispasat & Co. sollen mit ihrem Spacerise-Konsortium die europäische Starlink-Alternative IRIS2 aufbauen, hat die EU-Kommission beschlossen.

(Bild: m.elyoussoufi/Shutterstock.com)
Der Hammer ist gefallen: Die EU-Kommission hat den Zuschlag für den Bau, den Einsatz und den Betrieb der geplanten Satellitenkonstellation für hochverfügbares Breitband-Internet nach einiger Verzögerung dem Spacerise-Konsortium gegeben. Diese Allianz besteht mittlerweile hauptsächlich aus den drei europäischen Satelliten-Netzbetreibern SES, Eutelsat und Hispasat, die sonst eigentlich miteinander konkurrieren. Das Konsortium soll sich bei der Erfüllung des Vertrags auf ein Kernteam europäischer Subunternehmer aus allen Segmenten des Satelliten- und Kommunikationsökosystems stützen. Dazu gehören Thales Alenia Space, die Bremer Raumfahrtfirma OHB, Airbus, Telespazio, Deutsche Telekom, Orange, Hisdesat und Thales Six.
Airbus galt zunächst als führend bei Spacerise, zog sich von dieser Rolle aber zurück. Das Konsortium habe mit seinem Vorschlag vom 3. September ein optimiertes bestes Angebot gemacht für die vorgesehene "Infrastruktur für Resilienz, Interkonnektivität und Sicherheit durch Satelliten" (IRIS2), begründet die Kommission die Vergabe. Ob es noch andere Offerten gegeben hat, lässt sie offen. Bei der Auftragsvergabe muss jetzt nur noch die Konzessionsvereinbarung unterschrieben werden, was spätestens im Dezember passieren soll. Darin werde genauer auf "die rechtlichen und finanziellen Verpflichtungen beider Parteien" eingegangen.
Ăśber 290 Satelliten geplant
Der 12-jährige Vertrag besteht laut der EU-Kommission aus einer öffentlich-privaten Partnerschaft zum Erwerb und Betrieb der geplanten Starlink-Alternative: Sowohl öffentliche als auch private Investitionen sollen das Projekt finanzieren. Das System solle über 290 Satelliten auf verschiedenen Umlaufbahnen und das damit verbundene Bodensegment umfassen, "um bis 2030 staatliche Dienste bereitzustellen und gleichzeitig kommerzielle Services" zu ermöglichen. Konkrete Finanzierungszahlen nennt die Kommission bisher nicht, da sich die Laufzeit über mehrere Haushaltsabschnitte erstrecke und die Finanzmittel erst über den derzeit verhandelten mehrjährigen Etatrahmen festgelegt würden.
Die Kommission veranschlagte den Finanzaufwand für das Satellitenprojekt zunächst mit rund 6 Milliarden Euro. 2,4 Milliarden Euro stünden aus öffentlicher Hand bereit, die unter anderem aus dem EU-Weltraumprogramm, Horizont Europa und weiteren Fördertöpfen stammen, hieß es 2023 dazu. Die restlichen 3,6 Milliarden Euro sollte der Privatsektor beisteuern. Die Betriebskosten waren dabei noch nicht enthalten. Im Frühjahr gab es Berichte, wonach die IRIS2-Gesamtkosten auf 12 Milliarden Euro geklettert sein sollen. Die Bundesregierung wollte dies aber nicht bestätigen, obwohl Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Steigerung als "exorbitant" kritisiert und einen Neustart der Initiative gefordert haben soll.
10 Milliarden Euro an Kosten erwartet
Beobachter gehen davon aus, dass IRIS2 nach dem finalen Spacerise-Angebot mit insgesamt 10 Milliarden Euro zu Buche schlagen wird. Die Kommission will zusätzliche Beträge ab 2028 gewähren. Dafür müssten das EU-Parlament und der Ministerrat ein Nachfolgeprogramm annehmen. Die Offerte des Konsortiums gewährleiste, dass auch wettbewerbsfähige Unteraufträge insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen entlang der Lieferkette vergeben und Innovationen durch eine breite Beteiligung weiterer Akteure gefördert werden könnten. Um von Elon Musks Starlink unabhängig zu sein, treibt etwa auch China ein ähnliches Projekt voran. Mit Amazons Kuiper und OneWeb (Eutelsat) sollen weitere große Konstellationen entstehen.
(nen)