Satelliten-Internet: OneWeb spart 41.000 Satelliten ein
OneWeb schrumpft seine zweite Ausbaustufe gehörig ein. Softbank und Hughes investieren erneut hunderte Millionen Dollar.
Satellitenbetreiber OneWeb reduziert die Ausbaupläne für seinen Internetdienst drastisch. Für die zweite Ausbauphase plant das indisch-britische Unternehmen statt 47.844 Satelliten "nur noch" 6.372 Satelliten. Das ist eine Reduktion um 41.112 Satelliten oder 87 Prozent. Das verrät ein Antrag OneWebs an die US-Regulierungsbehörde FCC von vergangener Woche.
OneWeb stellt sein Sparpaket als Beweis seiner Verantwortlichkeit dar. Wissenschaftler hatten die enorme Zahl an Satelliten, die eines Tages in 1.200 Kilometern Höhe hätten kreisen sollen, abgelehnt. So viele künstliche Himmelskörper hätten die Astronomie schwer beeinträchtigt. Es wäre die mit Abstand größte Satellitenkonstellation überhaupt gewesen.
Die derzeit laufende erste Ausbaustufe ist mit 716 Satelliten vergleichsweise bescheiden ausgelegt. Sie war ursprünglich mit 950 künstlichen Erdtrabanten auch etwas größer geplant. Nachdem eine russische Rakete im Dezember 36 OneWeb-Satelliten für schnelles Internet ins All gebracht hat, kreisen dort jetzt 110 Satelliten des Unternehmens. Obwohl Russlands staatliches Raumfahrtunternehmen Roskosmos mit den Satelliten-Starts gutes Geld verdient, prüft Russland ein Verbot ausländischen Satelliten-Internets im eigenen Land.
Softbank investiert erneut
OneWeb hofft, dass die FCC den neuen Plan der zweiten Ausbauphase als "geringfügige" Abweichung von dem bereits genehmigten 48.000-Satelliten-Projekt zulässt. Der Abänderungsantrag verspricht besseren Datendurchsatz bei gleichzeitig effizienterer Funkfrequenznutzung. Ob das ursprüngliche Megaprojekt überhaupt ernst gemeint war, ist unklar. Vielleicht war es ein Schachzug, um sich wertvolle Funkfrequenzrechte zu sichern. OneWeb hatte die Genehmigung letztes Jahr während seines Insolvenzverfahrens beantragt und erhalten.
Im November wurde OneWeb durch eine Teilverstaatlichung gerettet. Seither waren der indische Bharti-Konzern (42,5 Prozent) und die Regierung des Vereinigten Königreichs (42 Prozent) die größten Aktionäre. Der japanische Konzern Softbank, der vor OneWebs Pleite 37,4 Prozent gehalten hatte, hat sich im November erneut mit damals neun Prozent beteiligt. Auch Satelliten-Lieferant Hughes Networks sicherte sich wieder einen kleinen Anteil. Gemeinsam brachten die neuen Teilhaber im Herbst eine Milliarde US-Dollar (aktuell 823 Millionen Euro) in OneWeb ein.
Nun stockt SoftBank seine Beteiligung auf. Der japanische Konzern investiert weitere 350 Millionen Dollar (290 Millionen Euro) und erhält damit wieder einen Sitz im Verwaltungsrat. Von Hughes Network kommen weitere 50 Millionen Dollar (41 Millionen Euro). Die nun verfügbaren Mittel reichen laut OneWeb, um bis Ende nächsten Jahres 648 Satelliten in Betrieb zu nehmen. Einen Teilbetrieb möchte OneWeb noch diesen Jahres aufnehmen, nämlich für Kunden in der Arktis und in Großbritannien.
(ds)