Satellitenfunk: Iridium vor dem Ende

Das Satelliten-gestützte erdumspannende Mobilfunknetz Iridium steht vor dem Kollaps.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Das Satelliten-gestützte erdumspannende Mobilfunknetz Iridium steht vor dem Kollaps. Das in Illinois ansässige Unternehmen Iridium LLC wird seine 66 erdnah kreisenden Satelliten wohl nur noch bis zum 17. März 11.59 Uhr funken lassen. Die US-Firma Motorola, Initiator und mit 18 Prozent an Iridium beteiligt, sieht sich zu diesem Schritt offensichtlich deshalb genötigt, weil der Übernahme-Interessent Craig McCaw sein Angebot zurückgenommen hat. Andere Interessenten gibt es anscheinend nicht.

Iridiums Zukunft stand schon im letzten Jahr mehrfach auf Messers Schneide, nachdem sowohl Dienste als auch Endgeräte nur zu gesalzenen Preisen zu bekommen waren, und der erhoffte Kundenzuspruch ausblieb – anscheinend hatte Iridium die Zahl der interessierten Hochsee-Yacht-Besitzer viel zu hoch eingeschätzt. Entsprechend warf das orbitale Funknetz nur bescheidene Umsätze ab, so dass Iridium im August letzten Jahres Kredite in Höhe von 1,5 Milliarden schuldig blieb. Dennoch gelang es dem ehrgeizigen Unternehmen im Verbund mit Motorola dem Konkursverwalter von der Schippe zu springen. Zuletzt, nachdem schon am 19. November die Iridium-Aktien von der New Yorker Börse zurückgezogen wurden, funkte das Netz aber nur Dank einer 20 Millionen-Dollar-Spritze.

Zurückbleiben werden wohl außer einem Schuldenberg von mehr als vier Milliarden Dollar auch mehrere Busladungen geschlagener Ingenieure: Trotz enormen Aufwands, allein Motorola investierte 2,2 Milliarden Dollar, gelang es nicht ein Kommunikationsnetz zu bauen, das mit den erdgestützten GSM-Mobilfunknetzen in puncto Unterhaltskosten konkurrieren konnte. Der Einstiegspreis für eine Minute Telefonieren über Iridium lag bei 5 Mark. Das Rennen der ungleichen Mobilfunktechniken wäre vielleicht anders ausgegangen, wenn Iridium früher als erst 1998 gestartet wäre. Doch da hatten sich die GSM-Mobilnetze schon etabliert... (dz)