Schiefergas lockt Chemieriesen

In den USA steht dank Fracking viel billiges Erdgas bereit. Das zieht nun auch die Grundstoffindustrie zurück ins Land.

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Wirtschaftsexperten, die den USA eine industrielle Renaissance vorhersagen, stellen sich üblicherweise Fabriken voller Roboter oder zumindest Anlagen zur Herstellung grüner Technologien wie Windturbinen oder Solarzellen vor. Doch die echte nächste Revolution für den Produktionsstandort Amerika könnte viel banaler sein, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe: Grundstoffe für Kunststoffflaschen oder Plastiktüten. Der ständig fallende Preis für Erdgas soll wichtige Player aus der Chemieindustrie zurück ins Land locken. Noch vor fünf Jahren waren die Rohstoffpreise so hoch, dass die Konzerne ihre US-Standorte reihenweise schlossen.

Die Möglichkeit, Erdgas, das in Schieferformationen lagert, mit – durchaus umstrittenen – Methoden wie dem Hydraulic Fracturing (Fracking) zu fördern, hat dem Land ein Überangebot dieses Energieträgers beschert. Die US-Erdgaspreise liegen mittlerweile bei einem Bruchteil dessen, was in anderen Ländern gezahlt wird.

In den letzten 18 Monaten hat diese Marktentwicklung dazu geführt, dass Konzerne über die Errichtung neuer Großanlagen nachdenken. Chemiefabriken könnten aus Schiefergas Ethen erzeugen, Ammoniak für Dünger und sogar Dieseltreibstoffe. Dow Chemical will insgesamt vier Milliarden Dollar in die Hand nehmen, um seine US-Chemieproduktion anzukurbeln – inklusive einer komplett neuen Fabrik in Freeport, Texas.

Die Renaissance der US-Chemieriesen ist im 148 Milliarden Dollar schweren Ethen-Markt bereits deutlich zu spüren. Ethen ist die meistproduzierte organische Grundchemikalie der Welt und Grundlage vieler anderer Industrien. Es wird zu Flaschen, Spielzeugen, Kleidungsstücken, Fenstern, Röhren, Teppichen, Reifen und vielen anderen Produkten. In den USA kostet es derzeit nur noch 300 Dollar, um eine Tonne Ethen herzustellen – vor einigen Jahren waren es noch 1000.

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(bsc)