Schienenverkehr: Bundesregierung fordert von Deutscher Bahn mehr Pünktlichkeit

Die Bundesregierung hat dem Bahn-Vorstand "deutlich kommuniziert", dass die Pünktlichkeitswerte im Fernverkehr besser werden müssen.

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Hauptbahnhof Hamburg

Seltenes Bild am Hauptbahnhof Hamburg: Kaum Züge, relativ wenig Menschen.

(Bild: heise online / anw)

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Die Bundesregierung hat die Deutsche Bahn aufgefordert, im Fernverkehr pünktlicher zu werden. Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer (FDP) sagte der Augsburger Allgemeinen, "wir erwarten, dass sich diese Werte verbessern, das haben wir dem Top-Management der Bahn auch sehr deutlich kommuniziert". Die Bahn habe die schlechtesten Pünktlichkeitswerte seit einem Jahrzehnt gehabt.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Deutsche Bahn im Jahr 2022 seiner Kundschaft 92,7 Millionen Euro an Entschädigungen gezahlt hat. Das waren 54,5 Millionen Euro mehr als im Jahr 2021. 3,8 Millionen Entschädigungsanträge hat die Bahn voriges Jahr bearbeitet, rund 2,2 Millionen mehr als im Jahr davor. Ein Grund für den Anstieg sei die steigende Zahl von Reisenden nach den Coronapandemie-Jahren 2020 und 2021, dazu komme die rege Bautätigkeit auf dem an vielen Stellen überalterten und überlasteten Netz.

"Ungeplante Ausfälle von Signaltechnik, Oberleitungen oder Stellwerken sind mittlerweile so häufig, dass die Netzbetreiber nur noch mit Trouble Shooting beschäftigt sind, also notdürftig dafür sorgen müssen, dass der Betrieb wieder laufen kann", sagte Theurer der Augsburger Allgemeinen. Das sei sehr ineffizient. "Umso wichtiger ist es, dass wir die Generalsanierung des Kernnetzes angehen, das allein sind 3500 Kilometer Schienen."

Die Bahn-Tochter DB Netze hatte kürzlich in einem Zustandsbericht festgestellt, dass 30.217 Weichen in einem mittelmäßigen oder noch schlechteren Zustand sind, desgleichen gilt für 9570 Brücken und für 3270 Stellwerke, also für mehr als die Hälfte der Stellwerke. Sie seien eine Hauptursache für verspätete Züge. Die 3500 Kilometer Bahnstrecken, auf denen besonders viele Personen und Güter transportiert werden, seien in einem noch schlechteren Zustand als der Rest der Bahnstrecken. Theurer betonte, der Koalitionsausschuss habe beschlossen, "viele Milliarden Euro zusätzlich in die Bahn" zu stecken.

Die Bahn bietet seit Juni 2021 an, Anträge auf Erstattungen für Verspätungen auch online zu stellen. Vergangenes Jahr gingen 60 Prozent solcher Anträge bei der DB per App, 40 Prozent gingen noch auf Papier ein.

(anw)