Schluss mit abgesägten Fingern: Jetzt tischlern Roboter

Wer eine Idee für eigene Möbel, aber keine Ahnung von Holzwerkzeugen hat, kann künftig Roboterarme für sich sägen lassen. Zusammenbauen muss man die Einzelteile allerdings immer noch selbst und auch die Materialauswahl ist begrenzt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 92 Kommentare lesen
Eine junge Frau beugt sich neben einem Schreibtisch nach vorn und schaut zwei Roboterarme an, die ein Stück Holz halten

(Bild: Jason Dorfman, MIT CSAIL)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Helga Hansen

Abgesägte Finger und verletzte Arme sollen künftig der Vergangenheit angehören, zumindest wenn es um Sägearbeiten geht. Einfache Designsoftware und autonom arbeitende Roboterarme und Maschinen sollen individuelle Möbelherstellung günstig und sicher machen. Entwickelt wurde das Projekt Autosaw am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Die Software-Grundlage ist das CAD-Programm OnShape, in dem Vorlagen von Möbelstücken mit eigenen Ideen individualisiert und auf ihre Stabilität überprüft werden können. Die Voreinstellungen sollen dabei von Experten wie Schreinern vorbereitet werden. Dazu gehören die Standardmaße handelsüblicher Holzbretter und die Position von Dübeln, die alle Bauteile zusammenhalten, so das Team des Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory (CSAIL).

Das fertige Design wird anschließend an ein Team autonom arbeitender Roboter gesendet: einen fahrenden Sägeroboter und zwei kleine Roboterarme, Youbots der Augsburger Firma Kuka. Die Youbots heben die Hölzer an, fahren sie zu einer Kreissäge und greifen vor dem Schnitt noch einmal neu, um die entstehenden Einzelteile optimal zu halten. Der Sägeroboter ist ein umgebauter Roomba Create, der von Saugroboterhersteller Roomba extra für Bildungseinrichtungen und Maker zum Selberbasteln entwickelt wurde. Statt eines Saugers hat er eine Stichsäge eingebaut und fährt über das zu sägende Bauteil.

Bis zum Einsatz im eigenen Haus oder einer Werkstatt dürfte es aber noch eine Weile dauern. Aktuell können die Roboter kein echtes Holz, sondern nur Schaumstoff transportieren und schneiden. Die zugeschnittenen Teile muss man mit Hilfe einer Anleitung in OnShape selbst zusammenbauen. Zwischenschritte wie das Bohren von Löchern für die Dübel sind ebenfalls noch nicht automatisiert. "Unser Ziel ist es, die Anpassung von Möbeln zu demokratisieren" sagt Autosaw-Mitentwicklerin Adriana Schulz. "Wir versuchen, mehr Möglichkeiten zu schaffen, damit Nutzer nicht auf das begrenzt sind, was sie bei Ikea kaufen."

Dabei können die Roboterarme Ikea-Möbel bereits selbstständig zusammenbauen. 2013 zeigte ein Team des CSAIL wie die Kuka-Roboterarme als "IkeaBot" den beliebten Tisch Lack weitestgehend autonom aufbauen.

(hch)