Schlussplädoyers im Microsoft-Prozess

Die Klagevertreter forderten, Microsoft müsse Teile des Windows-Quellcodes für die Mitbewerber offenlegen. Die Rechtsvertreter von Microsoft lehnten dagegen jede Änderung der bestehenden außergerichtlichen Einigung ab.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Nachdem die vorsitzende Richterin im Anti-Trust-Verfahren gegen Microsoft die Prozessparteien aufgefordert hatte, ihre Argumente nach Wichtigkeit zu sortieren, verlangten die Klagevertreter, Microsoft müsse Teile des Windows-Quellcodes für die Mitbewerber offenlegen. Dies würde es Konkurrenzfirmen erlauben, mit dem dominierenden Windows-Betriebssystem zu arbeiten. Die Rechtsvertreter von Microsoft lehnten dagegen jede Änderung einer außergerichtlichen Einigung Microsofts mit der US-Bundesregierung als unfair und schädlich für die Verbraucher ab. Eine endgültige Entscheidung im vier Jahre dauernden Kartellprozess wird Ende des Sommers erwartet. Anders als ihr Vorgänger, Richter Thomas Penfield Jackson, hat Richterin Colleen Kollar-Kotelly allerdings bisher kaum erkennen lassen, in welche Richtung ihr Urteil gehen wird.

Neun der ursprünglich 18 klagenden Bundesstaaten hatten eine außergerichtliche Einigung zwischen Microsoft und dem US-Bundesjustizministerium im vergangenen November akzeptiert. Nach Ansicht der neun weiter klagenden US-Bundesstaaten würden die Auflagen dieser außergerichtlichen Einigung den Softwaregiganten nicht daran hindern, seine Monopolstellung weiter zum Nachteil der Konkurrenz auszunutzen und dieses Monopol auch auf weitere Marktsegmente wie Multimedia-Software oder Set-Top-Boxen für Fernseher auszudehnen.

Die Kläger hatten daher im weiteren Verlauf des Verfahrens eine ganze Reihe sehr scharfer Auflagen gegen Microsoft gefordert – unter anderem sollte der Software-Gigant gezwungen werden, eine modulare Version von Windows XP bereitzustellen. Auf diese Weise sollte verhindert werden, dass der Software-Gigant weiterhin Anwendungssoftware – wie etwa den WWW-Browser Internet-Explorer -- mit seinem Betriebssystem bündelt. Der Software-Konzern hatte diese Forderung als technisch unmöglich abgelehnt, will dem Windows-Nutzer allerdings mit dem für den Herbst angekündigten ersten Windows-XP-Servicepack die Möglichkeit bieten, in Windows integrierte Programme durch solche zu ersetzen, die nicht von Microsoft kommen. (wst)