Schnelles Internet für Ostafrika
Nach langen Jahren der Projektierung: Der Bau an gleich drei submarinen Kabelstecken zur Breitband-IP-Versorgung Ostafrikas kann beginnen.
Jetzt wirds konkret: Drei Unterseekabel-Projekte sollen Ostafrika bald dringend benötigte Bandbreiten für internationalen Datenverkehr bringen. Auch Telefongespräche und TV-Übertragungen sollen über die Kabel laufen. Bisher werden meist Satelliten-Verbindungen genutzt, die aber teuer sind und an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. EASSy (East Africa Submarine Cable System) soll das fehlende Glied im Glasfaserring um Afrika darstellen. Es wird die gesamte Küste Ostafrikas entlanglaufen und Landestellen in mehreren Ländern haben. Zum großen Teil parallel verlaufen soll Seacom, das zwar weniger Landestellen, dafür aber Anbindungen zu Europa und Indien vorsieht.
Das TEAMS-Projekt (The East African Marine System) sieht eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen Kenia und den Vereinigten Arabischen Emiraten vor. Mit 4900 Kilometern Länge wird TEAMS auch das Kürzeste der drei Unterseekabel werden. Alcatel-Lucent hat Mitte Dezember 2007 eine Ausschreibung gewonnen und errichtet die Verbindung zwischen der kenianischen Küstenstadt Mombasa und Fujairah an der Ostküste der Vereinigten Arabischen Emirate. Zum auftraggebenden Konsortium gehören der Staat Kenia und das arabische Telekommunikationsunternehmen Etisalat, weitere Mittel sollen Börsenplatzierungen einbringen. Balancing Act Africa meldet einen Auftragswert in Höhe von 79 Millionen Dollar, umgerechnet rund 55 Millionen Euro. Zunächst sollen 40 Gbit/s, im Endausbau maximal 640 Gbit/s übertragen werden können. Der Betrieb soll zum Ende des ersten Quartals 2009 aufgenommen werden.
Kapazitäten von sogar 1,28 Tbit/s sieht das privat finanzierte Seacom-Projekt vor, das nicht ohne Stolz darauf verweist, zu 77 Prozent afrikanischen Investoren zu gehören. Das 650 Millionen Dollar (rund 453 Millionen Euro) schwere Unterfangen soll Südafrika, Mosambik, Madagaskar, Tansania und Kenia mit Indien einerseits und Ägypten sowie über den Suez-Kanal auch Frankreich andererseits verbinden. 13.700 Kilometer verlegtes Unterseekabel wird dafür von Tyco Telecommunications verlegt und soll im Juni 2009 in Betrieb gehen – rechtzeitig zu dem als Vorbereitung auf die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika im Juni 2009 ausgetragenen Konföderationen-Pokal.
Mit deutlich geringerem finanziellem Aufwand auskommen möchte EASSy. Zu den Geldgebern gehören die IFC aus der Weltbank-Gruppe, die African Development Bank, die Europäische Investitionsbank (EIB), die Deutsche KfW (ehemals Kreditanstalt für Wiederaufbau) und die Französische Entwicklungsagentur (AFD). Sie geben langfristige Kredite über zusammen 70,7 Millionen Dollar (rund 49 Millionen Euro). Weitere gut 164 Millionen Dollar (114 Millionen Euro) sollen von 25 Telekommunikationsunternehmen kommen, die das Kabel als Konsortium betreiben und auch die Hauptnutzer sein werden.
Rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 will EASSy Südafrika, Mosambik, Madagaskar, Tansania, Kenia, Somalia, Dschibuti, Eritrea und den Sudan miteinander verbinden. Mit Lesotho, Swasiland, Botsuana, Simbabwe, Sambia, Malawi, Burundi, Ruanda, Uganda und Äthiopien soll auch eine Reihe von Binnenländern Anschluss finden. Das etwa 10.000 Kilometer lange Unterseekabel wird von Alcatel-Lucent errichtet und soll eine Kapazität von 640 GBit/s aufweisen.
Die neuen Datenleitungen sollen für Wettbewerb und dadurch geringere Vorleistungspreise sorgen. Das lässt auch Unternehmen und Privatpersonen auf billigere Internetzugänge und sinkende internationale Telefontarife hoffen. Monatspreise von mehreren hundert Dollar für einen Breitbandanschluss sind in Ostafrika keine Seltenheit. Durch die Beteiligung afrikanischer Investoren fließen weniger Devisen in die erste Welt, ein größerer Teil der Wertschöpfung wird in der Region gehalten. (Daniel AJ Sokolov) / (hob)