Bundeskanzler Scholz: Atomkraft hilft uns jetzt nicht weiter

Bundeskanzler Olaf Scholz weist Forderungen zurück, die verbliebenen deutschen Atomkraftwerke länger laufen zu lassen. Dabei beruft er sich auf Experten.

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Atomstandort Neckarwestheim

(Bild: EnBW)

Lesezeit: 2 Min.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich erneut dagegen ausgesprochen, die verbliebenen drei Atomkraftwerke in Deutschland länger als geplant laufen zu lassen. Der Atomausstieg sei lange beschlossen, die Brennelemente und nötigen Wartungsintervalle der Anlagen seien genau auf den Ausstieg abgestimmt worden, sagte Scholz in einem Interview.

"Die Fachleute sagen uns: Das wird nicht funktionieren", sagte Scholz. Die Brennstäbe reichten bis zum Jahresende. Neue Brennstäbe zu besorgen, würde mindestens 12 bis 18 Monate dauern. "Deshalb hilft uns die Atomkraft jetzt nicht weiter, nicht in den beiden nächsten Jahren, auf die es ankommt", sagte der Bundeskanzler dem Münchner Merkur.

"Wenn es problemlos möglich wäre, die Laufzeit um ein oder zwei Jahre zu verlängern, würde sich jetzt wohl kaum jemand dagegenstellen", ergänzte Scholz. "Da das aber offenbar nicht möglich ist, halte ich mich mit der Frage nicht lange auf." Er befürworte aus vollem Herzen den Ausstieg aus der Atomenergie.

In Deutschland sind momentan noch drei Atomkraftwerke in Betrieb, Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2. Der 2011 beschlossene Atomausstieg sieht vor, dass sie spätestens zum Ende dieses Jahres vom Netz gehen.

Angesichts des Überfalls Russland auf die Ukraine und der damit verbundenen Versorgungskrise mit fossilen Brennstoffen hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) prüfen lassen, ob die drei Atomkraftwerke länger laufen können. Außer aus der CSU kamen zuletzt dennoch durch Bundesfinanzminister Christian Lindner aus der FDP Forderungen nach verlängerten Laufzeiten auf.

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Die Betreiber der Atomkraftwerke selbst unterstützen diese Forderungen nicht – zumindest nicht uneingeschränkt. Ein Weiterbetrieb des AKW Emsland sei technisch und genehmigungsrechtlich mit hohen Hürden verbunden, ließ RWE mitteilen. EnBW, Betreiber des AKW Neckarwestheim 2, steht nach eigenen Angaben uneingeschränkt zum beschlossenen Ausstieg Deutschlands aus der Nutzung der Kernenergie für die Stromproduktion. Der Weiterbetrieb des AKW Isar 2 sei unter gewissen Voraussetzungen möglich, benötige aber einen zeitlichen Vorlauf, erklärte Betreiber Preussenelektra. Die Bundespolitik habe sich bereits vor längerer Zeit dazu geäußert und erklärt, dass sie auf diese Option nicht zurückgreifen wolle, da gebe es keine neue Sachlage.

(anw)