Schutzgemeinschaft: Ausbau der Windkraft könnte zu mehr Schiffshavarien führen

Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste erwartet auch durch den Ausbau der Offshore-Windkraft zukünftig mehr Havarien. Sie fordert deshalb mehr Maßnahmen.

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Die Fremantle Highway am 3. August 2023 in der Fahrrinne vor Borkum.

(Bild: S. Beer)

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Die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste e.V. (SDN) fordert unter anderem nach den Erfahrungen mit der in Brand geratenen Fremantle Highway mehr Sicherungsmaßnahmen für Nordsee und Wattenmeer. Auch der weitere Ausbau der Offshore-Windkraft mache eine bessere Sicherung der Nordsee und der dortigen Wasserwege nötig, erklärte die Schutzgemeinschaft. Die SDN befürchtet, dass die Offshore-Zubauziele dazu beitragen, dass die Nordsee zur "Inudstriebrache verkommt".

Wie der eingetragene Verein darstellt, habe unter anderem die Schiffshavarie des Autofrachters Fremantle Highway gezeigt, mit welchen Gefahren in der Nordsee zu rechnen sei und dass die Gefahrenlage zukünftig nur zunehmen dürfte. Die Nordsee befinde sich auf dem "wohl unumkehrbaren Weg" zu einem "Industriepark regenerative Energien", mit dicht befahrenen Wasserstraßen, erklärte Gerd-Christian Wagner, Vorsitzender der SDN. Die Risiken für die Natur müssten bei dieser Entwicklung minimiert werden. "Wir leben in einer Zeit voller Veränderungen, die uns zwingt, mit unseren Schutzgütern sorgsam umzugehen." Dafür brauche es ein Monitoring, um die Sicherheit für Mensch und Natur sicherzustellen. "Schutz und Bewahrung der Lebensräume und ihrer Bewohner dürfen nicht ins Hintertreffen geraten", unterstrich Wagner.

So solle parallel zum Ausbau der Offshore-Windkraft eine Folgenbegleitung und -beseitigung implementiert werden. "Die Windparks haben nun einmal keinen flachen weichen Grund wie eine Sandbank, auf den sich der Schiffsrumpf sicher ablegen könnte", erklärte der zweite Vorsitzende des SDN; Ulrich Birstein. Vielmehr gebe es in ihnen dickwandige Stahltürme, die ohne weiteres Schiffsrümpfe und -tanks beschädigen, sogar aufreißen könnten. Bei Ladungs- und Ölverlust würden sich die Havariefolgen ins Unberechenbare potenzieren.

Um Risiken zu verkleinern, fordert die SDN von verantwortlichen Entscheidern und Windpark-Betreibern, dass mehr in Prävention und Unfallvermeidung investiert wird – mit bestmöglicher Technik und Qualifikationen für Unfallvermeidung und -bekämpfung. Es brauche zudem mehr und größere Klappschiffe zur Ölräumung auf See und eine möglichst nahe und dauerhafte Stationierung von Schadstoff-Unfall-Bekämpfungsschiffen an denkbaren Einsatzorten. Die ortsnahe Stationierung von ausreichend Notschleppern in passender Größe und Leistungsfähigkeit sei ebenfalls vonnöten. Windpark-Betreiber sollten sich an den hieraus entstehenden Kosten beteiligen.

Von Behörden wird eine klare Zuständigkeitsregelung gefordert – insbesondere in der ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee. Auch müssten die Küstenlandkreise frühzeitig als regional zuständige Katastrophenschutz-Behörden einbezogen werden und es eine einheitliche Koordination aller technischen und personalen Hilfskräfte geben. Die Offshore-Ausbauziele will die SDN mit Blick auf Umweltfolgen überdacht sehen und dass eine entsprechende Forschung intensiv gefördert wird.

Der Autofrachter Fremantle Highway war Ende Juli vor der Nordsee-Insel Ameland in Brand geraten. Die Küstenwache befürchtete zunächst, dass das Feuer Tage oder Wochen brennen könnte. Wäre das etwa 200 Meter lange Schiff gesunken, hätten 1600 Tonnen Schweröl sowie die Ladung an Bord ins Wasser geraten können. Während des Vorfalls wurde darüber spekuliert, ob Elektroautos an Bord den Brand verursacht haben. Es stellte sich aber unter anderem heraus, dass die Decks mit Elektroautos nicht ausgebrannt sind. Die Brandursache wird weiterhin gesucht. Nachdem die Fremantle Highway nach Eemshaven geschleppt wurde, liegt sie nun in Rotterdam.

Im April dieses Jahres machte ein weiteres Schiffsunglück in der Nordsee Schlagzeilen. Ein Frachtschiff hatte eine Offshore-Windkraftanlage gerammt. Die Windkraftanlage wies nur geringfügige Beschädigungen auf, das Frachtschiff lief stark beschädigt in den Emder Hafen ein.

(kbe)