Schwarmbildung: Helsing bringt KI-Kampfdrohne HX-2 auf den Markt

Das Rüstungsstartup Helsing will ab Januar pro Monat zunächst 1000 mit KI aufgerüstete Kamikaze-Drohnen herstellen. Sie sollen ihr Ziel trotz Störsender finden.

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Autonome Kampfdrohne

(Bild: Helsing)

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Das Münchner Softwareunternehmen Helsing, das 2021 gegründet wurde und sich auf den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) im Verteidigungsbereich spezialisiert hat, hat offiziell seine neue Drohne HX-2 vorgestellt. Die Firma beschreibt den Quadrocopter als "softwarebasiert, massenproduzierbar und schwarmfähig". Die Drohne verfügt über vier Flügel und Rotoren in X-Anordnung und wiegt beim Abflug bis zu 12 Kilogramm. Die Sprenglast von maximal 4,5 Kilo soll sie so mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h zu Zielen in bis zu 100 Kilometer Entfernung bringen können und sich beim Aufprall selbst zerstören (Kamikaze-Drohne). Die verwendete Software ist laut Hersteller verschlüsselt und gegen Re-Engineering abgesichert.

Als Vorteil der Quadcopter preist Helsing vor allem an, dass die integrierte KI das unbemannte Fluggerät "resistent gegen elektronische Kriegsführung und Störmaßnahmen" mache. "Einzelne HX-2s können gepanzerte Ziele auch in elektromagnetisch stark umkämpften Umgebungen zuverlässig treffen", erklärt Niklas Köhler, Mitgründer und Co-Technikchef von Helsing. Für die autarke, von herkömmlichen Störsendern (Jammern) nicht beeinflusste Navigation greife die HX-2 auf hinterlegtes Kartenmaterial zurück, schreibt das Magazin Europäische Sicherheit & Technik (E S & T).

Während des Fluges stelle der Bordrechner über Landmarken die genaue Position der Drohne fest. Dank der KI könne eine große Menge solcher Wegmarken ausgewertet werden. Vor dem Angriff werde das Ziel über Bilderkennung identifiziert, gegebenenfalls unterstützt durch Aufklärungsdrohnen vor Ort. Die HX-2 wird aufgrund dieser Fähigkeiten auch als "Mini-Taurus" bezeichnet, da der deutlich größere Marschflugkörper über vergleichbare Software verfügt. Die autonome Drohne unterliege zugleich "vollständiger menschlicher Kontrolle und Aufsicht". Bei kritischen Entscheidungen, etwa über Leben und Tod, müssen Menschen beteiligt sein, erklärt die Firma.

Die Waffe werde in Deutschland bereits produziert, betont der Hersteller, zusätzlich baue man gerade weitere Fertigungskapazitäten "in Europa" auf. Laut der FAZ soll die Produktion ab dem 1. Quartal 2025 bis zu 1000 Stück pro Monat betragen. Mittelfristig werde eine Kapazität von Zehntausenden im Monat angestrebt. Nach Herstellerangaben soll die Drohne deutlich günstiger sein als vergleichbare Systeme auf dem Markt.

Kritiker monieren aber, dass KI in solchen Fällen das menschliche Handlungsvermögen letztlich längst untergrabe. Helsings Aufklärungs- und Steuerungssoftware Altra soll es zugleich ermöglichen, mehrere HX-2 Drohnen zu Schwärmen zusammenzufassen, die von einem menschlichen Bediener kontrolliert werden. Dieses Programm werde derzeit schon in der Ukraine eingesetzt. Laut E S & T liefert Helsing im Rahmen einer Initiative der Bundesregierung 4000 Kampfdrohnen des HX-2-Vorgängers HF-1 an das Land, der im Kern bereits die gleiche Technologie nutze.

(mack)