Heft für den Kriegsfall: Was Schweden bei der digitalen Vorsorge rät
Schwedens Zivilschutzbehörde verteilt ein 32-seitiges Heft an alle Haushalte. Neben der klassischen Krisen- und Kriegsvorsorge spielt auch Digitales eine Rolle.

Titelbild des neuen Hefts des schwedischen Zivilschutzes
(Bild: Schwedische Zivilschutzbehörde (MSB))
32 Seiten zählt das kleine gelbe Heft, das die schwedische Zivilschutzbehörde (MSB) in einer Auflage von fünf Millionen Stück herausgebracht hat – und es ist geeignet, bei Lesern eine Gänsehaut auszulösen: "In case of crisis or war" (Im Krisen- oder Kriegsfall) ist es überschrieben und zeigt gleich vorn eine Soldatin mit Sturmgewehr. Die Handreichung der Behörden soll dazu dienen, die schwedische Bevölkerung auf den Fall der Fälle vorzubereiten. Eine eigene Seite haben dabei auch digitale Vorkehrungen erhalten.
"Die Digitalisierung kann uns anfällig machen für Cyberangriffe, die kritische IT-Systeme ausschalten", heißt es auf Seite 23. Die Bevölkerung spiele eine Rolle dabei, Schwedens Abwehrfähigkeit zu erhöhen, indem sie sicher und vorsichtig mit Informationen umgeht – und das sowohl auf der Arbeit als auch zu Hause.
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Schutz vor Cyberangriffen mit wenig Aufwand
Empfehlungen, die immer nützlich sind
Die darauffolgenden Tipps sind die bekannten Empfehlungen: Der Gebrauch starker Passwörter mit einer Kombination aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen empfiehlt sich auch außerhalb von Krisenzeiten. Ebenso die Vorsicht, nicht unbeachtet auf Links in E-Mails zu klicken oder Anhänge unbekannter Herkunft zu öffnen. Auch wird das sofortige Installieren von Sicherheitsupdates empfohlen und das regelmäßige Anfertigen von Backups wichtiger Informationen auf einer externen Festplatte, auf einem USB-Laufwerk oder bei einem Clouddienst.
Das Digitale im Alltag vieler Menschen hat aber auch an anderen Stellen im Heft Einzug gehalten. Bei Extremwetter werden Wetterwarnungs-Apps empfohlen oder das Aufrufen bestimmter Websites, um Informationen der Behörden zu erhalten. Bei der psychologischen Abwehr wird auf Falschinformationen im Netz Bezug genommen und in der Tasche für den Evakuierungsfall befindet sich selbstverständlich auch ein Mobiltelefon mit Ladegerät. "Wenn Schweden angegriffen wird, werden wir niemals kapitulieren. Jede gegenteilige Behauptung ist falsch", heißt es gleich auf Seite 5 und es dürfte auch als Wink verstanden werden, anderslautenden Posts in sozialen Netzwerken zu misstrauen.
In Deutschland wurde die IT-Versorgung in Krisenfällen im Jahr 2016 stärker in den Grundlagen des Zivilschutzes verankert. Seither werden auch Cyberangriffe und Ausfälle oder Störungen kritischer Infrastrukturen besonders berücksichtigt.
Sorge vor Russland
Weitere Kapitel betreffen Klassiker des Zivilschutzes wie das Anlegen von Vorräten, Verhalten im Alarmfall und die Abfolge von Signaltönen bei Sirenenalarm. Auch wenn das Vorwort gleich Bezug auf die aktuelle Weltlage und die potenzielle Bedrohung durch Russland nimmt, ist die Idee der Broschüre nicht neu. Fünfmal hat Schweden das Heft seit dem Zweiten Weltkrieg in verschiedenen Auflagen an alle Haushalte geschickt, das letzte Mal im Jahr 2018. Auch Finnland und Norwegen haben ihre Zivilschutzinformationen in Heftform oder online jüngst neu aufgelegt. In den Aktualisierungen wird auch darauf Bezug genommen, dass Schweden und Finnland ihren blockfreien Status aufgegeben haben und inzwischen Mitglied des Verteidigungsbündnisses NATO sind.
(mki)